Ein neues Lied?

Der Landes-Chorverband versucht, sich zu reformieren

Hans-Jürgen Ollech ist mächtig stolz auf seinen Laden: Vor zwei Jahren, auf dem „Sängertag in Uelzen“, habe man die Führung des Chorverbandes Niedersachsen-Bremen „umgekrempelt“ und „neu gewählt“, sagt der pensionierte Soldat aus Giffhorn, der dem Zusammenschluss von gut 1.600 Gesangsvereinen vorsteht.

Nachdem „die alte Riege“ abgetreten sei, habe sein Vorstand alles daran gesetzt, „aus einem alten Reifen keinen renovierten, sondern ein neues Rad“ zu machen, bemüht Ollech eine etwas schiefe Metapher. Aus den „festgefahrenen Strukturen von Vereinsmeierei“ sollte „ein Dienstleister“ werden. Jetzt hat der Chorverband eine eigene Internet-Seite, und selbst Präsidiumsmitglieder gehen auch mal „bis runter zu den einzelnen Chören“, um nach dem Rechten zu sehen. „Wir müssen Menschen sein, die man anfassen kann“, tönt Ollech, als habe sein Team zumindest das Politbüro abgelöst. Symbolisieren soll die Erneuerung das renovierte Gebäude in der Bremer Violenstraße. In dem hat der Verband seit 30 Jahren seine Geschäftsstelle. Wo bis vor kurzem im Parterre eine Kneipe residierte, haben der Herr Präsident und seine Mitstreiter einen hellen Raum richten lassen, der Mittelpunkt der „kulturellen Arbeit“ sein soll. Düster malt Ollech nur das Verhältnis zu Bremen: Als einziges Bundesland verweigere der Stadtstaat Chorleitern eine Übungsleiterpauschale – in Niedersachsen betrage diese „186,61 Euro pro Chor“. Auch die institutionelle Förderung falle mit 5.100 Euro bescheiden aus. Gerade im Vergleich zum Sport: „Die treten sich die Schienbeine kaputt, und wir machen Kultur“, klagt Ollech. Kultursenator Kuno Böse schiebe immer „den Mangel an Finanzen vor“.

Was die so genannte Chorolympiade betrifft, die im Sommer 2004 in Bremen stattfindet – für die schnitt sich das Wirtschaftsressort immerhin 2,56 Millionen Euro aus den Rippen – sei der Verband „ein bisschen sauer“, weil der Veranstalter „Interkultur“ die hiesigen Sangesfreunde nicht eingebunden habe. Trotzdem kein Boykott: „Wir geben unseren Chören die Gegenheit, sich zu beteiligen“, so Ollech. Wie demokratisch. jox