berliner szenen Gina und ihr K-fee

Cumshot mit K

Bisher war es zu Abbildungen von so genannten Cumshots noch zwei Klicks weit. Surft man zum Beispiel abends zum E-Mail-Konto bei freenet.de, dann führen die dortigen Banner gleich zu „kostenlosen“ Anbietern mit Hardcore-, Omi- oder Lesbensex. Für Cumshots sind dann extra Seiten eingerichtet: Gesichter, Oberschenkel, Lippen, auf die „er“ gerade seinen Samen entladen hat. Im Kontext der männlich beherrschten Pornoindustrie ist das wie „Gotcha“ spielen: Der Jäger markiert das Opfer. Nicht anzunehmen, dass weiblichen Pornodarstellerinnen so was Spaß macht.

Michaela Schaffrath hatte irgendwann auch genug. Sie schaffte es, auszusteigen. Davor hieß sie Gina Wild und war die Pornoqueen Deutschlands. Seit drei Jahren aber tritt sie lieber in Talkshows auf und spielt in Videos der Toten Hosen mit, in TV-Produktionen wie „Klinikum Berlin Mitte“, „Die Wache“ oder „Alles Atze“.

So richtig den Absprung hat sie wohl trotzdem nicht geschafft. Seit kurzem sieht man sie auf Plakaten in der ganzen Stadt. Mit ihren auf Natur lackierten Fingern schiebt sie ihre großen Brüste zusammen. Dabei hält Schaffrath einen länglichen Gegenstand fest. Das ist ein Kaltkaffee, das Produkt, wofür sie das alles tut. Ihre Zunge leckt an der Oberlippe entlang, ihre Augen glitzern. Besonders pornografisch aber wird es, wenn die Frisur in den Blickpunkt gerät. Das „Geile-Hausfrau“-Haupthaar mit K-fee-Döschen statt Lockenwicklern entstellt enorm. Noch übler wirken die geweißelten Strähnchen, die links und rechts an Stirn und Wange hinunterperlen: Sie, das wissen zumindest alle User mit freenet.de-Account, sie lassen das gesamte Plakat wirken wie einen überdimensionalen Cumshot. CHRISTOPH BRAUN