peanuts
: Tempodrom statt Möckernstübl

Verglichen mit anderen so genannten typischen Berliner Bauvorhaben ist das Tempodrom am Anhalter Bahnhof Peanuts. Sicher, die Kosten wurden überzogen, der Betrieb kränkelt zu Beginn des ersten Veranstaltungsjahres – durch das Luxusbad Liquidrom und besonders die Einhorn-Gastronomen. Ihr „Möckernstübl“ läuft so, wie es heißt: nämlich unterirdisch.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Doch eine Schließung des Kulturzelts rechtfertigt das nicht. Das Land muss die Tempodrom’schen Kinderkrankheiten aushalten – und ausbaden –, so wie es die Bankgesellschaft, die Kostenexplosion beim Preußischen Landtag, den Entwicklungsgebieten et cetera ausgehalten hat. Denn es bekommt auch was dafür.

Das soll kein Plädoyer sein für die Akzeptanz endlos steigender Kosten, schon gar nicht eines gegen heute notwendige Beschränkungen. Aber mit dem Konzept der Verschlankung eigener Strukturen, einer finanziellen Entlastung der Stiftung sowie der Maßgabe, ohne öffentliche Subventionen den Veranstaltungsbetrieb zu garantieren, skizzieren Moessinger & Co. einen gangbaren Weg aus der Krise. Und das in Zeiten kulturpolitischer Verweigerung, erhält das Tempodrom 2003 doch keine müde Mark mehr aus einem Fördertopf für Projekte und Festivals – trotz 253 Veranstaltungen und 364.000 Besuchern im letzten Jahr.

Klar muss den Betreibern allerdings sein, mit ihren Vorschlägen Ernst machen zu müssen. Harte, wasserdichte Pachtverträge gehören dazu, ebenso die Kontrolle durch einen unabhängigen und handlungsfähigen Stiftungsrat. Alte Seilschaften müssen gekappt und durch professionelle ersetzt werden. Und wo alle Wirtschaftsdaten keine optimistische Zukunft erkennen lassen, muss reagiert werden: etwa beim „Möckernstübl“ und der Cateringpleite. Denn niemand wird behaupten, dass 500.000 Euro Miese Peanuts sind.