zahl der woche
: Autos für neun Euro am Tag

Nach den Billig-Fliegern kommen nun die Billig-Autovermieter

Groß war die Freude, als wir Deutschen endlich die Möglichkeit hatten, Europa mit dem Flugzeug für weniger als 10 Euro zu bereisen. Schnell verglich man die nun verhältnismäßig teure Anfahrt zum Flughafen mit dem eigentlichen Flug. Diese womöglich letzte Hürde für Billigflieger scheint jetzt beseitigt. Denn das Konzept der Billigairlines wird seit kurzem von Autovermietern adaptiert.

Zum Beispiel bietet die Berliner Tochterfirma navicar.de des Bauzulieferungsgiganten MVS einen Ford Fiesta für schlappe 9 Euro am Tag an. Und Konkurrenz droht: Easycar, eine Tochter der erfolgreichen Billig-Airline Easyjet, will noch in diesem Jahr an die Börse und dann auf den Markt. Da freut sich der Schnäppchendeutsche – oder? Kommt drauf an.

Die Idee ist grundsätzlich – ähnlich wie bei den Billigfliegern – die Mietkosten mit einem geringerem Service, einer Firmenpräsenz fast ausschließlich im Internet, geringen Preisen nur für Frühbucher und einer gewissen Eigeninitiative seitens des Mieters so weit wie möglich zu senken. Im Detail heißt das bei Navicar: Der Mietwagen muss online oder über eine 0190-Nummer zwölf Wochen im Voraus gebucht werden. Sonst kann der Preis schnell auf 12 oder 15 Euro steigen. Und wer den Wagen vor Abgabe nicht selbst säubert, zahlt eine Pauschale von 8 Euro. Zwar sind alle Fahrzeuge mit einem Navigationssystem ausgestattet, bei nur maximal 200 geplanten Außenstationen deutschlandweit fällt aber oft ein längerer Anfahrtsweg an als bei konventionellen Vermietern. Und auch die nur fünf Modelle umfassende Flotte ist mit geplanten 1.200 Fahrzeugen bescheiden klein.

Ein Beispiel: Angenommen, ich miete den Ford Fiesta für 9 Euro am Tag plus eine Kilometerpauschale von 12 Cent (unter der Woche, am Wochenende ist es teurer) und fahre die deutschlandüblichen 15.000 Kilometer in einem Jahr, kommt man auf einen Betrag von zirka 5.000 Euro jährlich. Anders die Rechnung bei einem eigenen Auto: Der Neupreis für einen Ford Fiesta liegt bei etwa 13.000 Euro. Zehn Jahre gefahren macht das 1.300 Euro pro Jahr. Plus Verzinsung des Kaufbetrags sowie Reparatur- und Wartungskosen liegt man bei geschätzten 2.500 Euro, also der Hälfte der „Billigmieter“.

Folgerichtig lohnt sich das Mieten nur dann, wenn man die Leihkosten besser von der Steuer absetzen kann. Oder für die Anfahrt zum Billigflug in den Urlaub: Die dürfte dann günstiger sein als die Parkmiete fürs eigene Auto am Flughafen.

ROBERT MICHALLA