Die Ökobauern des Jahres gekürt

Gute Beispiele trotz Agrarkrise: Vom echten Bio-Imker über glückliche Hühner in ihren Wohnmobilen bis zu vegetarischen Forellen. Umsatz von Öko-Lebensmitteln im Jahr 2002 weiter gestiegen, wenn auch auf niedrigem Niveau

von REINER METZGER

Trotz allgemeiner Kaufrückhaltung meldeten die Statistiker gestern Positives pünktlich zum Tag des Ökolandbaus: Ökolebensmittel verzeichneten im Jahr 2002 mit einem Umsatzplus von etwa 10 Prozent erneut einen deutlichen Aufschwung. Bereits 2001 war der Umsatz von Ökoerzeugnissen von 2 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Ökoprodukte am Lebensmittelumsatz in Deutschland bei 2,3 Prozent, so die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle.

Damit es weiter aufwärts geht, brauchen die Biobauern noch viele schlaue Einfälle, wie Ökolandbau einfacher und besser betrieben werden kann. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft lobt deshalb seit 2001 den jährlichen Förderpreis Ökologischer Landbau aus. Er geht an Menschen oder Firmen mit beispielhaften Lösungen im gesamten Agrarbereich (www.foerderpreisoekologischerlandbau.de).

Gestern war es wieder so weit: Auf der in Berlin statt findenden Messe „Grüne Woche“ wurden drei Preisträger gekürt. Sie haben sich um Bienen, Hühner und Forellen verdient gemacht und erhielten je 8.300 Euro.

Günther Friedmann gilt als ein Vorreiter der deutschen Demeter-Imkerei. Er betreut etwa 400 Völker besonders bienengerecht und setzt sich auch für Hornissen und Wespen ein. Zwar kann auch Friedmann seinen Ökobienen nicht verbieten, auf Nicht-Ökoflächen zu schwirren. Aber er hat die Haltung und Fütterung optimiert und sehr gut auf Berufs- und Hobbyimker übertragbar gemacht. Seine Methoden zeigen, dass Bienen, die Naturwabenbau betreiben und ihrem natürlichen Schwarmtrieb folgen dürfen, auch für den Imker rentabel sind.

Die Preisträger Iris und Max Weiland vom Freudentalhof bei Witzenhausen hingegen haben ein bisher ungelöstes Problem bei der Hühnerhaltung angegangen: Wie ermöglicht man angesichts der heute üblichen und für ein Auskommen nötigen tausenden von Hühnern pro Bauer eine Freilandhaltung? „Hühner in einer solchen Zahl ruinieren immer den Boden direkt vor dem Stall“, sagt Max Weiland. Sie fressen noch die letzten Hälmchen Gras ab und hinterlassen zentnerweise Kacke. „Dann kriegen sie Parasiten und Krankheiten und haben ein Problem.“ Die Lösung der Weilands: das Hühnermobil, ein fahrbarer Hühnerstall mit 500 oder 1.000 Tieren. Der wird alle vierzehn Tage umgesetzt, was Bodenschäden vermeidet und die Horden immer auf frischer Wiese scharren lässt. Allerdings hat das Glück seinen Preis. Pro Ei kostet das Mobil ein paar Cent mehr als ein Käfigstall. Dazu kommen noch einige Cent höhere Arbeitskosten gegenüber einem Stall mit zehntausenden Tieren. Dafür hat man aber auch eine Rarität zu verkaufen: Freilandeier, die unter tiergerechten Umständen im Freiland erzeugt werden (www.huehnermobil.de).

Als Drittes schließlich erhielt die Bergische Fischzuchtanstalt Rameil einen Förderpreis. Seit dem Jahre 2000 werden nach Naturland-Richtlinien Ökoforellen gezüchtet und über die eigene Marke „Teichgut“ vermarktet. Die Fische werden mit einem selbst entwickelten Futter gefüttert – zur Hälfte vegetarisch, zur Hälfte Abfälle aus sowieso anfallenden Abfällen der Speisefischverarbeitung (taz vom 10. Januar 2002; www.rameil.de).