heute in bremen
: „Kein bloßer Gedenk-Spaziergang“

Ein Astrowalk folgt den Pfaden des 1758 geborenen Astronomen und Wilhelm Olbers

taz: Frau Pésza, Wilhelm Olbers…

Lieselotte Pésza: …eine faszinierende Persönlichkeit. Klar, das Olbers’sche Paradoxon, die Astronomie, aber er war ja nicht nur Arzt, Gelehrter und Entdecker, sondern auch Mäzen…

und fast der einzige Bremer, der heute noch eine Wirkung entfaltet. Bloß warum ist er hier so unbekannt?

Es gibt ja doch immerhin das Olbers-Planetarium und die Olbers-Gesellschaft. Aber es stimmt, die wenigsten Bremer wissen etwas über ihn. Und es wird einem nicht leicht gemacht, das zu ändern. Angefangen damit, dass der Versuch, die Uni nach ihm zu benennen, gescheitert ist. In Bremen gibt es eine falsche Selbstwahrnehmung: Man hält sich für historisch bewusst. Aber von der eigenen Vergangenheit hat man keine Ahnung – weil alles, was hier in Angriff genommen wird, nur zählt, wenn es Geld einspielt. Das ist wie eine Smog-Glocke.

Ihr Astro-Walk zum 250. Geburtstag findet aber doch statt?

Ohne Sponsoren wie die Conrad-Naber-Stiftung könnte ich nicht einmal Flyer drucken. Aber ja, es gibt diese Stadtführung schon seit 2006, einmal monatlich. Es gibt sie auch in einer besonderen Version für Schulen. Und Großveranstaltungen wie jetzt die Intergeo oder der Kirchentag im kommenden Jahr buchen den Astrowalk regelmäßig. Momentan brauchen wir Stadtführer, die sich schulen lassen. Die WISOAK bietet dafür am 31. Oktober ein Seminar an.

Gibt’s denn in der City überhaupt etwas zu sehen? Olbers hat die Planetoiden doch nur von der Lilienthaler Sternwarte aus gesucht…

Er hatte auch zu Hause ein Teleskop, das stand im Erker seines Hauses in der Sandstraße 16…

das abgerissen ist…

Eine Schande, nicht wahr? Wenigstens gibt es den Olbers-Saal im Haus der Wissenschaft. Und die Astronomie hat Spuren in der Stadt hinterlassen, sogar am Rathaus. Aber wir machen keinen bloßen Olbers-Gedenk-Spaziergang. Natürlich besuchen wir sein Denkmal in den Wallanlagen – dort spricht ein Schauspieler des Bremer Theaters einen Monolog. Aber wir wollen vor allem Brücken bauen: zum aktuellen Luft- und Raumfahrtstandort, zur hiesigen Forschung und zur Kunst. fragen: bes

Astrowalk und Olbers-Jubiläums-Astrowalk, Sa. 14 & 14.30 Uhr, Treff: Treppe Kunsthalle