Krieg kriegt Verspätung

Vor dem Irakbericht der UN-Inspektoren: Verlängerung der Kontrollen wahrscheinlich. USA halten an Kriegsdrohung fest. Tony Blair: Irakkrieg ohne neues Mandat nur bei Veto im Sicherheitsrat

WASHINGTON/NEW YORK dpa/ap ■ Die USA haben vor dem für heute erwarteten Irakbericht der UN-Inspektoren angedeutet, dass sie trotz ihres Truppenaufmarsches in der Golfregion einer befristeten Fortsetzung der Kontrollen zustimmen wollen. Die US-Regierung werde den Bericht der UN-Inspektoren genau prüfen, erklärte US-Außenminister Colin Powell am Sonntag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. „Aber die Zeit ist knapp“, fügte Powell hinzu. Das Weiße Haus hofft nach US-Medienberichten, durch eine Verlängerung der Inspektionen um „mehrere Wochen“ Kritiker eines Krieges in Übersee wie im eigenen Land auf ihre Seite zu ziehen. Powell bekräftigte jedoch, dass die USA auch ohne Unterstützung durch den Sicherheitsrat gegen den Irak Krieg führen werden, sollte der Irak nicht beweisen, dass er abgerüstet habe. „Saddam muss die Wahrheit sagen, er muss sie jetzt sagen“, so Powell. Mit Blick auf die Beratungen im Sicherheitsrat erklärte Powell: „Multilateralismus kann nicht als Entschuldigung für Untätigkeit dienen.“

Der britische Premier Tony Blair will den UN-Inspektoren „so viel Zeit wie nötig“ geben. Sie bräuchten aber nicht Monate, um festzustellen, ob Irak mit ihnen zusammenarbeite oder nicht, sagte Blair gegenüber der BBC. Großbritannien werde nur ohne eine zweite UN-Resolution in einen Krieg gegen Irak ziehen, falls im Sicherheitsrat ein Veto gegen eine solche Resolution eingelegt werde. Damit dürfte eine zweite Abstimmung im Sicherheitsrat wahrscheinlich sein.

In ihrem Zwischenbericht über die ersten 60 Tage der Waffenkontrollen werden die UN-Inspektoren laut einem Bericht der Washington Post keine harsche Verurteilung des Iraks vermelden. „Der mehr in Grauschattierungen als in Schwarz und Weiß gehaltene Bericht könnte den Staaten im Sicherheitsrat Auftrieb geben, die für eine einstweilige Fortsetzung der Inspektionen und gegen eine sofortige Entscheidung für einen Krieg sind“, schrieb die Zeitung unter Berufung auf UN-Kreise. Chef-Inspekteur Hans Blix wird allerdings von wichtigen Fragen sprechen, die Irak bislang nicht beantwortet hat.

Mehrere tausend Menschen haben am Wochenende in Deutschland gegen einen Irakkrieg protestiert. In Köln beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 10.000 Menschen an einer Kundgebung. In Geilenkirchen blockierten 200 Demonstranten den Nato-Stützpunkt. GB