Verschworene Elite

Die Ausstellung „250 Jahre Freimaurer in Oldenburg“ verrät keine Geheimnisse über die Loge

taz ■ „Sie sind verantwortlich für die großen Ereignisse in dieser Welt“, „sie wollen die globale Herrschaft an sich reißen“ – Verschwörungstheorien umgeben die Freimaurer. In Oldenburg sind die Logen-Brüder bemüht, die Öffentlichkeit über sich zu informieren. Doch die ganz überzeugten Verschwörungstheoretiker wird auch die Ausstellung zu 250 Jahren Freimaurerei in der Huntemetropole nicht umstimmen.

Bis zum 22. Februar zeigt die Landesbibliothek die Austellung „250 Jahre Freimaurer in Oldenburg“. In Glasschaukästen werden alte Bücher präsentiert: im Erdgeschoss die Bestände der Landesbibliothek zur Geschichte der Freimaurer, und im oberen Stockwerk die Publikationen Oldenburger Brüder. Gedichtbände, Festschriften, eine alte Bibel, die von den Nazis enteignet wurden, oder Schriften zur Architektur. Viele Bücher stammen aus dem Privatbesitz der Mitglieder, die an der Ausstellung mitwirkten. Die Bandbreite ist groß, über die geheime Loge erfährt man jedoch eher wenig.

Ein Offizier, ein Weinhändler, ein Kanzlerrat, ein Amtsvogt und ein Major gründeten 1752 in Oldenburg die Johannisloge „Abel“, aus der 1776 die noch heute bestehende Loge „Zum Goldenen Hirsch“ hervorging. Die Oldenburger Geheimgesellschaft gehört zu der ersten Generation der Logen – sie ist als 52. der deutschen Geheimbünde entstanden. Sie gehört zu den Publikationsstärksten im ganzen Bundesgebiet. Mit der Aufnahme in den Zirkel erfuhr man eine gesellschaftliche Aufwertung. Oldenburgs „geistige Elite“ sammle sich seit jeher in den Logen, so der Freimaurer-Fachmann Wolfgang Dittrich. Die heutigen Mitglieder bezeichnet er als zur „Funktionselite“ gehörend, oftmals im „gehobenen Management und in freien Berufen“ tätig.

Berühmtestes Mitglied war Gerhard Anton von Halem, der 1752 Geborene war Direktor der Justizkanzlei und Rat der Oldenburger Regierung, und veröffentlichte unter anderem auch Gedichte.

Nicht ohne Stolz weist die Loge darauf hin, dass ihre Mitglieder, wenn auch im Hintergrund, „entscheidend an der Gestaltung des öffentlichen Lebens mitgewirkt“ haben. Auch in der Politik waren immer wieder Freimaurer vertreten: Allein drei Oberbürgermeister gehörten dem Orden an. „Die Loge war eng verflochten mit Stadt und Land“, referierte Dittrich bei der Ausstellungseröffnung. Zeugnis dafür sind zum Beispiel 22 Straßen Oldenburgs, die nach Logenbrüdern benannt worden sind.

Insgesamt 900 Männer hat die Loge seit 1752 „Zum Goldenen Hirsch“ aufgenommen. Heute hat der eingetragene Verein 90 Mitglieder, die sich einmal in der Woche treffen, um in geselliger Atmosphäre über ihre Ideale „Toleranz, Brüderlichkeit und Menschlichkeit“ zu sprechen. Einmal im Monat kommt man zur rituellen Feierstunde zusammen, wo die Männer zur „Ruhe und Selbstbesinnung“ gelangen sollen. Was man sich darunter vorstellen soll? Den Verschwörungstheoretikern wird schon etwas einfallen. Lew