Mit Stellplatz für Amerika

Eine große Idee wird beerdigt: Das „Bremen-United-States-Center“ soll als Zweiraum-Büro irgendwo in der dritten Etage des World Trade Center enden. Doch die CDU spielt nicht mehr mit

taz ■ Für eine Million Euro sollte der Senat heute eine Lieblingsidee des Rathauses zu Grabe tragen: Im alten „Vorwärts-Haus“, so das Konzept, sollte ein großes Amerika-Zentrum entstehen. Nach drei Jahren Nachdenken über die Idee – die Immobilie wurde vor zwei Jahren schonmal frei gemacht – soll es anstelle des großen Amerika-Zentrums eine Zweiraum-Lösung im World Trade Center geben. Aber da macht die CDU jetzt nicht mehr mit: Wenn es so einen Bedarf an einer derartigen „Wirtschaftsplattform“ – zum Beispiel seitens der Handelskammer – gibt, argumentiert Fraktionschef Jens Eckhoff, warum beteiligt sich die Handelskammer nicht an den Kosten? Wenn nicht – warum dann überhaupt ein BUSC?

Am Anfang stand eine emotionale Geschichte: Kann man das historische Vorwärts-Haus in der Sandstraße, das zuletzt als Polizeiwache gedient hatte, einfach teuer verhökern? Henning Scherf hat das alte Haus der Parteizeitung zunächst der Friedrich-Ebert-Stiftung angedient, die aber kein Geld dafür hat. Dann begeisterte sich das Rathaus mit dem freundlichen US-Botschafter John C. Kornblum für ein „Bremen United States Center“, kurz: BUSC. In Bremen könnte ein „Amerika-Focus“ entstehen, der die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts befriedigt, lobte Kornblum die Idee.

Kurz vor Weihnachten 1999 spendierte der Senat neun Millionen Mark, mit denen das Haus renoviert und eingerichtet werden sollte. Und der Wirtschaftssenator sollte Jahr für Jahr 500.000 Mark Betriebskosten zuschießen. „Zukunftsorientiert und weltoffen“ sollten sich Bremen und die USA in der Innenstadt präsentieren und „einen vitalen Anziehungspunkt“ schaffen, heißt es in dem Konzept vom April 2000. Ein PC sollte da stehen, der „die Kommunikation mit neuen Medien zugänglich macht“. Auch Sprachen sollte man dort mit „interaktiven Selbstlernprogrammen“ erlernen können. Und schließlich sollte es zur Wirtschaftsförderung einen elektronischen Lesesaal mit Online-Zugang zu US-Informationen geben.

Als Erste ging die Handelskammer auf Distanz: Richtig Geld ausgeben wollte man nicht für den Internet-Zugang zum 21. Jahrhundert. Dann machte die US-Botschaft deutlich, dass aus Hamburg kein Geld nach Bremen fließt. Eine kleine „Consular Agency“ wurde im World Trade Center eingerichtet, geöffnet immer donnerstags von 10 bis 15 Uhr. Wenn Mitarbeiterin Donna Fock krank ist, läuft auch donnerstags ein Tonband. Schließlich machte die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) deutlich, dass sie keinen Bedarf an einer „Wirtschaftsplattform“ in der Sandstraße hat.

Die Umsetzung des BUSC im alten Haus Vorwärts „wird nicht mehr angestrebt“, heißt es lapidar in dem Senatsbeschluss, den das Kabinett jetzt absegnen soll. Das Etikett soll aber weiter leben: Zwei Büroräume im World Trade Center sollen angemietet werden. „Hierbei gilt es, die räumliche Nähe zur Consular Agency zu schaffen“, heißt es in der Beschlussvorlage. Das bedeutet: im dritten Stock neben Zimmer 68!

Da sind die Details schon geplant: Für 16.275 Euro sollen zwei Büro-Arbeitsplätze möbliert werden, die Miete kostet 7.602 Euro im Jahr. An Personalkosten sind 50.000 Euro im Jahr eingeplant, aber nur ein Stellplatz in der Tiefgarage ist im Finanzplan: 1.392 Euro pro Jahr. Reisekosten, Sachmittel – unter dem Strich kostet das neue BUSC 182.994 Euro im Jahr. Nach fünf Jahren soll „evaluiert“ werden, ob es was gebracht hat. K. W.