ITALIENS REGIERUNG HAT DEN RASSISMUS GEGEN EINWANDERER GESCHÜRT
: Den Worten folgen Taten

Fragt man Immigranten, wie sie sich derzeit in Italien fühlen, hört man ein Wort immer wieder: „Angst“. Ob im Norden des Landes die Trupps von selbsternannten „Vigilanten“ der Regierungspartei Lega Nord, im süditalienischen Kampanien die Camorra oder gelangweilte Jugendliche in Rom: Die Hatz auf Schwarze, Chinesen oder Rumänen droht in Italien zum akzeptierten Volkssport zu werden.

Das kann nicht überraschen bei einer Regierung, die systematisch einen Gegensatz aufmacht zwischen braven Italienern und einer Welle „krimineller Ausländer“, die angeblich ins Land brandet. Ihren Worten lässt sie Taten folgen. So schickte sie in einer martialischen Aktion 3.000 Soldaten in die Städte, um Roma-Kindern Fingerabdrücke abzunehmen; gerade hat sie damit begonnen, die Straßen von ausländischen Prostituierten und Straßenverkäufern zu „säubern“.

Dabei käme Italien ohne seine Immigranten sofort zum Stillstand. Mehr als drei Millionen von ihnen leben mittlerweile legal im Land. Die übergroße Mehrheit aber kam ursprünglich „klandestin“ nach Italien – so wie die meisten der heute noch etwa 500.000 „Illegalen“ schuften sie auf Baustellen und Tomatenfeldern oder pflegen mancherorts den gebrechlichen Opa.

Italiens Rechte hat nun einen weiteren Nutzen der Immigranten entdeckt: Politisch billig lassen sie sich zum Objekt des Volkszorns stempeln. Damit hat die Rechte auch unter jenen Bürgern Erfolg, die sich zu Hause eine rumänische Putze halten. Die Konsequenz aber ist, dass sich dieses „Meinungsklima“ nicht nur in mittlerweile alltäglichen Beleidigungen, sondern auch in Übergriffen und selbst Morden an Immigranten Bahn bricht.

Und Italiens gemäßigte Linke? Die hat diesem Spiel nicht bloß zugeschaut, sondern es allzu lange selbst mitgespielt. Noch letztes Jahr, als sie an der Regierung war, hatte sie einen „Rumänen-Notstand“ ausgerufen und vorneweg gegen Roma mobil gemacht. Jetzt geißelt sie die Rechte, sie heize den Rassismus an, und stellt sich an die Seite der Immigranten. Besser spät als nie. Wichtiger aber ist wohl, dass die Immigranten selbst beschlossen haben, dass die Zeit des Stillhaltens nun vorbei sein muss. MICHAEL BRAUN