Abgeschottet und nervös

Immer mehr US-Truppen sind in Kuwait stationiert. Sie haben Anschläge zu befürchten

KUWAIT-STADT taz ■ Der amerikanische Truppenaufmarsch in Kuwait läuft auf Hochtouren, allerdings außerhalb der Sichtweite der meisten Kuwaiter, in einer für die Öffentlichkeit geschlossenen so genannten Operationszone, die ein Viertel des kleinen Wüstenstaats ausmacht. Der kuwaitische Außenminister Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah erklärte, die Vorbereitungen deuteten darauf hin, dass der Krieg nicht mehr allzu weit entfernt sei. Allerdings mache ihm nicht so sehr Sorgen, was außerhalb passiere, sondern wie die Situation im Innern kontrolliert werden könne.

Die kuwaitischen Sicherheitskräfte setzten inzwischen mehr Polizei in Uniform und Zivil ein, um die US-Militärkonvois zu sichern. Erst letzten Dienstag war ein für die US-Armee arbeitender amerikanischer Zivilist erschossen worden. Am Ort des Anschlags, einer Kreuzung im Norden von Kuwait-Stadt, wurden auf dem Mittelstreifen Blumen niedergelegt und amerikanische und kuwaitische Flaggen aufgestellt. „Gott segne die amerikanischen Truppen und alle Alliierten, die uns vor den irakischen Truppen schützen“, heißt es auf einem beigelegten Computerausdruck. Auf einer Kondolenzkarte steht schlicht: „Wir lieben Amerika“, während in einer Nelke eine kleine Karte steckt, auf der es nur heißt: „Es tut mir leid – Fatima“. Der später festgenommene Attentäter Sami al-Mutairi soll bei seiner Vernehmung zu Protokoll gegeben haben, er sei von der Ideologie al Qaidas beinflusst.

Der US-Botschafter in Kuwait, Richard Jones, ist unterdessen mit der Vermutung an die Öffentlichkeit gegangen, dass zwei Al-Qaida-Zellen mit Rückkehrern aus Afghanistan im Land aktiv seien. Walid Nussuf, der Chefredakteur der kuwaitischen Tageszeitung al-Qabbas, hält dagegen, dass die militanten Islamisten in Kuwait nicht gut organisiert seien. Selbst der letzte Anschlag sei sehr unprofessionell durchgeführt worden. Der Täter war innerhalb von wenigen Stunden gefasst worden. Aber Nussuf fragt auch, warum die kuwaitische Polizei nicht die 120 aus Afghanistan zurückgekehrten Kuwaiter festnimmt, in deren Reihen die Täter der letzten fünf Anschläge gegen Amerikaner zu finden sind. Al-Mutairi war der Polizei bekannt: „Man konnte fast darauf warten, das er so etwas macht.“ Mutairi gehört für ihn auch zu einer neuen Generation von Islamisten. „Er war gerade einmal 12 Jahre alt, als die Iraker Kuwait besetzten. Seine Generation denkt mehr in den Kategorien Afghanistankrieg und Bin Laden“, sagt Nussuf.

Die US-Truppen sind unterdessen sichtlich nervös. US-Militärjeeps fahren inzwischen mit aufgepflanztem Maschinengewehr über die Straßen. Die Fenster der Busse, die US-Truppen transportieren, werden zum Teil mit Papier abgeklebt. Amerikanische Zivilisten wie auch das Militärpersonal sind vorsichtig geworden. „Ich überlege mir zweimal, wann ich wohin gehe“, sagt ein Angehöriger der US-Luftwaffe, der nicht genannt werden will. Amerikanische Zivilisten erzählen, dass sie vor allem nachts nicht mehr aus dem Haus gehen. Das Ganze, sagt ein privater amerikanischer Firmenberater, „kann nur noch schlimmer werden“. KARIM EL-GAWHARY