vorlauf kunstMeike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Es birgt schon eine gehörige Portion Ärger, wenn man sich jedes Jahr im Februar zwischen den Erzähl- und Dokumentarfilmen der Berlinale und dem experimentellen Arbeiten der transmediale entscheiden muss. In diesem Jahr ist das Angebot zum Glück entzerrt: Das Medienkunstfestival wird bereits am Freitag, das Filmfestival erst am darauf folgenden Mittwoch eröffnet. Schade ist, dass die transmediale dieses Jahr aus finanziellen Gründen auf ihre Ausstellung verzichten muss. Da die Verantwortlichen aber die bildende Kunst nicht ganz außen vor lassen wollten, finden die BesucherInnen im Podewil, im Haus der Kulturen der Welt und in der Maria am Ufer zahlreiche Werke, die über reine Filmvorführungen hinausgehen. Ob die „Masturbation Unit“ von Arno Kuhn, bei der man für 20 Cent obskure wie derbe, dabei politisch garantiert unkorrekte Animationen in einer Videobox betrachten kann (im Maria), oder die Sound-Installation von Random Inc., Ran Slavin und Eran Sachs im Podewil, deren Quellmaterial für ihre Bearbeitungen aus Aufzeichnungen jüdischer und arabischer, oft fundamentalistisch orientierter Piratensender in Jerusalem stammt. Wie einige andere Galerien widmet sich auch die ifa-Galerie zurzeit den bewegten Bildern. Im Rahmen von Nueva/Vista – Video aus Lateinamerika ist unter anderem die Arbeit der Brasilianerin Katia Lund zu sehen. In ihrem dreiminütigen Film „A Minha Alma“, eigentlich ein Videoclip der Band O Rappa, tritt die Musik komplett in den Hintergrund, so stark sind die Bilder über die soziale Ausgrenzung der Armen und die Brutalität, die ihnen entgegengebracht wird. Eine schwer zu verdauende Verschmelzung aus Dokumentation, Werbung und politischer Anklage.