WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die 16-jährige Lilja ist in der Tristesse einer russischen Trabantenstadt aufgewachsen. Ihre Mutter hat sie verlassen und eines Tages taucht bei ihr ein Typ auf, der ein besseres Leben in Schweden verspricht. Aber nichts wird besser und schon gar nicht gut. Am Ende nimmt sich Lilja das Leben. In seinem Film „Lilja 4-ever“ erzählte der schwedische Regisseur Lukas Moodysson eine wahre Geschichte aus den Höllen des postkommunistischen russischen Kapitalismus und der Degradierung von jungen Frauen zu Konsumgütern im Westen. Im Gorki Studio hat sich die junge Regisseurin Felicitas Brucker des Stoffes angenommen, den sie mit Andrea Koschwitz für das Theater bearbeitet hat. Premiere am Donnerstag. Im Wesentlichen ist auch die Geschichte von Faust und Gretchen eher tragisch. Wenn sich aber Kräfte wie die Puppenspielerformation Das Helmi und Cora Frost der Sache annehmen, kann es nicht allzu dramatisch werden, sondern eher abgründig komisch. „Faust auf Faust“. Zu besichtigen ist die höchst spezielle Produktion gerade im Ballhaus Ost. Vielleicht ist alles auch deshalb so schwer, weil den Menschen das Bedürfnis abhandengekommen ist, die Welt zu retten. Ein bisschen Utopie braucht es ja schon, um das Grau des Alltags zu überstehen. Abhilfe bietet die neue Produktion der Performance-Truppe Gob Squad „Saving the World“, ab Donnerstag im HAU 2. Ebenfalls am Donnerstag hat das neue Stück von Nico & the Navigators „Obwohl ich dich kenne“ Premiere, nicht mehr in den Sophiensaelen, sondern im Radialsystem. Es geht um Freundschaft, Fremdheit und Nähe, sagt die Presseankündigung. Und am Sonntag, wenn in der Schaubühne um 12 Uhr der Streitraum öffnet, kann man dort „Baader-Meinhof-Komplex“-Regisseur Uli Edel u. a. mit Caroline Emcke über „RAF – oder der blinde Fleck in der Geschichte“ diskutieren hören.
„Lilja 4-ever“: Gorki Studio, ab Do.
„Faust auf Faust“: Ballhaus Ost, 7./17.–19. 10
„Saving the World“ HAU 2, ab Do.
„Obwohl ich dich kenne“: Radialsystem, 9.–12. 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
