Gespanntes Warten

Irak spielt UN-Konflikt herunter und sagt Entgegenkommen zu. Briten werfen Irak Bruch der UN-Resolution vor. USA kündigen neue Beweise an

BERLIN ap/afp/rtr ■ Nach dem Bericht der UN-Chefinspektoren an den Sicherheitsrat hat sich Irak bemüht, den Konflikt mit den UN herunterzuspielen. Vizeregierungschef Tarik Asis sagte den UN-Inspektoren mehr Entgegenkommen zu. In Washington verlautete, die USA würden in Kürze neue Beweise gegen Saddam Hussein vorlegen.

US-Außenminister Colin Powell sagte nach dem Bericht, Irak habe „nicht mehr viel Zeit“, um einen Krieg abzuwenden. Sein britischer Kollege Jack Straw wertete den Bericht als Zeichen, dass ein Krieg wahrscheinlicher sei als bisher angenommen. Irak habe sich eines grundlegenden Verstoßes gegen die UN-Resolution 1441 schuldig gemacht.

Dagegen erklärte Asis, es gebe hinsichtlich der UN-Inspektionen nur noch zwei strittige Punkte, nämlich die Aufklärungsflüge über Irak sowie die vertrauliche Befragung irakischer Wissenschaftler. Irak habe nicht die Absicht, andere Länder wie Kuwait anzugreifen, werde sich aber im Falle einer amerikanischen Invasion verteidigen.

Für Belgiens Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt ist die Notwendigkeit eines Krieges gegen Irak nicht gegeben. „Niemand ist wirklich davon überzeugt, dass gekämpft werden sollte“, sagte Verhofstadt gestern. Zugleich wandte er sich gegen jegliche einseitige Handlung.

China setzte sich dafür ein, die UN-Inspektoren selbst über die Dauer ihrer Arbeit entscheiden zu lassen. Die Kontrolleure setzten gestern ihre Tätigkeit routinemäßig fort. Augenzeugen zufolge durchsuchten sie mindestens acht Einrichtungen.

Mehr als 30 Abgeordnete des Europäischen Parlaments wollen Anfang Februar nach Irak reisen, um dort „Nein zum Krieg“ zu sagen. Der Besuch solle dabei aber nicht als Unterstützung für das jetzige irakische System verstanden werden, hieß es in Brüssel.

US-Präsident Bush will laut Washington Post nächste Woche Geheimdienstinformationen freigeben, denen zufolge Irak Waffen versteckt hat. Zugleich erklärte ein Regierungssprecher den USA, eine „zweite Resolution“ des Sicherheitsrates sei „wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig“. In der Nacht hielt Bush seine mit Spannung erwartete Rede an die Nation, die die USA auch auf einen Krieg mit dem Irak vorbereiten sollte.