Polizisten zeigen Horrorvideo

Gewerkschafter wollen Bürgern die Grausamkeiten vorführen, die Polizisten erleiden

BERLIN taz ■ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) greift zu drastischen Mitteln, um gegen die Sparpolitik im öffentlichen Dienst zu agitieren. Mit dem Slogan „Tötet sie alle. Gott wird seine Wahl schon treffen“ beginnt ein Video, dass die GdP gestern in Berlin vorstellte. Der Titel des Films nimmt ironisch die Jobwerbung für Polizisten auf: „Ein sicherer Arbeitsplatz“.

Die Vorführung war der Auftakt zum „Aufstand der Ordnungshüter“. Der Streifen soll den Bürgern jene Grausamkeiten zeigen, mit denen Polizeibeamte im Dienst konfrontiert werden. Und so strotzt der Film denn auch von spektakulären Fällen, bei denen Polizeibeamte betroffen waren: Die kurdischen Autobahn-Krawalle 1997, der Erfurter Amoklauf im Frühjahr 2002, die Tötung eines Bonner Polizeibeamten durch einen psychisch Gestörten. Auch die Krawalle an jedem 1. Mai in Berlin fehlen nicht. Der Film ist ein Horror-Video, unterlegt mit Schmusemusik. Der GdP-Bundesvorsitzende Konrad Freiberg sagte, die Gewerkschaft wolle mit dem Film auf andere Grausamkeiten aufmerksam machen – das Einfrieren oder Streichen von Weihnachts- und Urlaubsgeld oder die Verlängerung der Wochenarbeitszeit. Dies alles werde mit dem Argument des „sicheren Arbeitsplatzes“ begründet.

Gezeigt werden soll der Film jedoch nicht nur bei allen künftigen polizeilichen Kundgebungen und Demonstrationen. Auch die Vorprogramme der Kinos sollen den Film unters Volk bringen. Selbst öffentliche Vorführungen auf Marktplätzen kann Freiberg sich vorstellen.

Die Berliner Großleinwand am Kurfürstendamm musste allerdings vom Programm gestrichen werden. Zu teuer. Unbestreitbar ist der Polizeiberuf nicht leicht oder gar ein Zuckerschlecken. Bis Ende 2001 verunglückten nach GdP-Angaben insgesamt 1.391 Beamte in Ausübung des Dienstes tödlich, 385 von ihnen wurden seit 1945 von Straftätern getötet. Ein realistisches Bild des Polizeialltags aber zeigt das Video deshalb nicht. OTTO DIEDERICHS