kulturhauptstadt im kasten (5)
: Die Debatte zur Bremer Bewerbung – heute: Uwe Nullmeyer, Geschäftsführer der Handelskammer Bremen

Handelskammer: Ja zur Kulturhauptstadt Bremen 2010

Bremen bewirbt sich als Kulturhauptstadt 2010. Aber wie? In unserer Serie beziehen Kulturschaffende, Mäzene und Entscheidungsträger der Stadt Position. Heute: Uwe Nullmeyer, Geschäftsführer der Handelskammer Bremen

Die Bewerbung Bremens zur Europäischen Kulturhauptstadt im Jahre 2010 wird von der Handelskammer als große Chance und Herausforderung angesehen. Sie begrüßt daher die Entscheidung des Senats nachhaltig. Für den Wirtschaftsstandort Bremen hat Kultur eine herausragende Bedeutung. Kunst und Kultur sind standortprägend für die Anziehungs- und Ausstrahlungskraft unserer Stadt. Wer sich heute für die Ansiedlung von Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen einsetzt, für den ist der Hinweis auf das kulturelle Umfeld einer Stadt unverzichtbar. Damit ist der Kulturbereich heute weit mehr als ein weicher Standortfaktor. Wirtschaft und Kultur bedingen einander also, sie profitieren voneinander, sie sind zwei Kraftfelder, keine Antipoden. Kultur nützt der Wirtschaft, wie die Wirtschaft der Kultur. Das gilt für Bremen wie für andere Städte.

Es bedarf in den nächsten Monaten sicher einer großen Kraftanstrengung, um die Bewerbung erfolgreich vorzubereiten und abzuschließen. Hier sieht sich auch unsere Handelskammer mit ihren 30.000 Mitgliedern unmittelbar angesprochen und gefordert. Gerade die letzten Jahre haben eindrucksvoll gezeigt, dass sich das Klima in Bremen entscheidend verbessert hat und die bremischen Unternehmen aktive Partner sind, wenn es um die Förderung von Kunst und Kultur geht. Eindrucksvolles Beispiel aus der jüngsten Zeit ist die Kulturbörse der Handelskammer im vergangenen Jahr, die zu über 50 Kooperationsprojekten zwischen Unternehmen, Künstlern und Kultureinrichtungen geführt hat.

Die Mitwirkung der Wirtschaft an dem weiteren Prozess wird in unterschiedlichster Form möglich sein. Die Handelskammer ist zu einer Partnerschaft mit Politik und Kultur bereit, d. h. zu einer aktiven Rolle der Mitgestaltung im Sinne der „Bremer Erklärung“ von 1992, als Politik und gesellschaftliche Gruppen dieser Stadt in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zur Sanierung Bremens aufgerufen hatten. Näheres wird sich jedoch erst bestimmen lassen, wenn das Bewerbungskonzept konkreter entwickelt sein wird. Die Handelskammer geht davon aus, dass neben den größeren und kleinen Kulturevents, der Spitzenkultur mit ihrer überregionalen Ausstrahlungskraft auch der internationale Ansatz entsprechend berücksichtigt wird, d. h. die Einbeziehung der Partnerstädte Danzig und Riga aber auch zum Westen hin die Provinz Groningen als Teil der Neuen Hanse Interregio. Es wird nicht verwundern, dass die bremische Wirtschaft auch nach den regionalwirtschaftlichen Effekten und Wachstumsimpulsen fragen wird, die sich durch den Kulturhauptstadt-Status einstellen müssen. Das immer wieder zitierte Beispiel Glasgow als Kulturhauptstadt 1990 hat überzeugend dargelegt, dass neben einem erheblichen Imagegewinn auch nachhaltige Wachstumsimpulse auf Tourismus, Einzelhandel und Stadtentwicklung ausgegangen sind. In einer Studie zur diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Graz ist ermittelt worden, dass auch dort mit erheblichen wirtschaftlichen Wachstumsimpulsen zu rechnen sein wird, – an zusätzlichen Steuern allein rund 36 Millionen Euro. Letztlich geht es auch um die Frage, welchen Stellenwert die Kultur in unserer Stadt hat und wie sie mit der Wissenschaft (city of science) und Stadtentwicklung vor dem besonderen Hintergrund der Sanierungsanstrengungen und Strukturveränderungen in diesem Jahrzehnt vernetzt wird.

Bremens Bewerbung sollte mit Optimismus und Selbstvertrauen offensiv angegangen werden. Sie wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Politik die Herausforderung als Gemeinschaftsaufgabe von Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung aufnimmt und es gelingt, Bremens Bürgern Mut und Lust zu machen, sich aktiv einzubringen. Gewinner können dann nur alle sein. Uwe A. Nullmeyer