Minister gegen Mehdorn

Mehrere Länderverkehrsminister gegen Börsenpläne

BERLIN rtr/taz ■ Angesichts der Krise auf den Finanzmärkten mehren sich die Stimmen für eine Verschiebung des Börsengangs der Bahn. „Wir dürfen kein Geld verschenken“, sagte Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) am Dienstag. Es erscheine momentan fraglich, ob mit dem Börsengang Ende Oktober die bestmöglichen Einnahmen erzielt werden könnten. Die Mittel würden aber für Investitionen ins Schienennetz benötigt, sagte Dellmann vor Beginn der zweitägigen Konferenz der Länderverkehrsminister in Dessau. Auf der bis Mittwoch andauernden Konferenz geht es auch um die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Lkw-Maut. Diese wollen einige Länder blockieren.

Neben Dellmann hatten sich weitere Landesregierungen kritisch zum Termin des Börsengangs der DB Mobility Logistics AG geäußert, der für den 27. Oktober geplant ist: darunter Vertreter aus Berlin, Bremen, Hessen und Sachsen-Anhalt. Der CDU-Verkehrspolitiker Georg Brunnhuber sieht hingegen den Weg für den Börsengang frei. „Es gibt keinen Grund für eine Verschiebung“, sagte Brunnhuber. Die Nachfrage nach Bahn-Aktien sei sogar größer als das Angebot. Gerade institutionelle Anleger seien sehr interessiert. Am Donnerstag soll nach Informationen aus Finanzkreisen eine Vorentscheidung über den Börsengang fallen. Dann soll die Preisspanne für die Aktien der DB ML festgelegt werden. Bahnchef Hartmut Mehdorn hält bislang an den Börsenplänen fest.

Vor dem Verkehrsministerium in Berlin protestierten am Dienstag Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac gegen den Börsengang. Ihn mitten in einer Jahrhundertkrise der Finanzmärkte durchzuziehen, hieße nichts anderes, als die Bahn zu verzocken, erklärten sie. Auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kritisierte die Pläne. „Ein DB-Börsengang zum 27. Oktober dieses Jahres ist eine Verschleuderung von Volksvermögen“, so GDL-Chef Claus Weselsky. ROT