Everybody‘s Darling

Kulturhauptstadt-Bewerbung: Wir! sind! dafür!

Es ist die Zeit der Umarmungen, des Eifers und des guten Willens. Täglich gibt es neue Stellungnahmen, alle haben sie die gleiche Botschaft: Wir! sind! dafür! Die jüngst beschlossene Bewerbung Bremens um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2010“ wird von allen öffentlich geliebt – Konkurrenz ist nur ausgebrochen um die Frage, wer das Kind am meisten liebt.

CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff etwa teilt mit, dass natürlich die Künstlerkolonie Worpswede – wie von vorneherein vorgesehen – in das Kulturhauptstadtkonzept einzuarbeiten sei. Die Bremer BürgerInnen, die in einem der Freundes- und Förderkreise der Bremer Kultureinrichtungen engagiert sind, haben sich zusammengetan zum „Aktionsbündnis 2010“ – in diesem wird bürgerschaftliches Engagement fett gedruckt. Und Kultursenator Kuno Böse unterzeichnet nicht mehr nur das Programm zum Kulturaustausch mit Riga – die lettischen Freunde gehören als „fester Bestandteil“ mit ins Kulturhauptstadt-Boot.

Am Freitag dann: die „erste öffentliche Veranstaltung“ zur Bewerbung im Rathaus. Bürgermeister Henning Scherf wünscht sich die „Koalition zwischen Kulturszene, Wissenschaftsszene und Unternehmen“, Kuno Böse „muss gestehen: ich bin aufgeregt“ und Helga Trüpel, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, ist gar „verliebt in diese Idee.“ Was konkretes? Gab‘s nicht zu hören.

Lediglich die Kulturinitiative Anstoß kombiniert ihr Schwärmen mit Forderungen, z. B. der nach einem „Ausgleich für jährliche Tarifsteigerungen“. Der Eklat um das Bremer Theater ist gerade mal eine gute Woche alt, das nächste Hauen und Stechen steht bevor. Aber, immerhin: Dazwischen sind sich Politik, Wirtschaft und Kultur auch mal wieder in den Armen gelegen – Kulturhauptstadt sei Dank. kli