was macht eigentlich... … -ky?

65 werden

Der Namenszug auf seiner Homepage spricht Bände. Erst „Horst Bosetz-“ in metallischen Lettern, dann die letzte Silbe im Splatterstil, aus der es rot tropft: „-ky“. Heute wird sie 65, Berlins bekannteste gespaltene Persönlichkeit. Hier Soziologe Bosetzky, bis 2000 Fachhochschulprofessor für Verwaltungslehre, dort das langjährige Phantom -ky, das als Ausgleich für die staubige Aktenluft Krimis in Serie schrieb. Von „Zu einem Mord gehören zwei“ (1971) bis „SpreeKiller“ (2002) – zahllose Romane, Drehbücher und Hörspiele entströmten der Feder des gebürtigen Neuköllners. Dabei blieb der Silberhaarige immer ein strammer Berliner. Eine eingeschworene Gemeinde verschlang seine autobiografische Spreesaga, deren Titel die Passion des Autors für Knollengewächse herausposaunen: „Brennholz für Kartoffelschalen“, „Capri und Kartoffelpuffer“, „Champagner und Kartoffelchips“ sowie „Quetschkartoffeln und Karriere“. Und nun? Pension und Pommes Schranke? Nein, -ky ist zum Krimi zurückgekehrt, um mit dem „SpreeKiller“ offenbar kräftig danebenzulangen. Die Kundenbewertung beim Internethändler Amazon erreicht einen von fünf Sternen, und die Amazonredaktion selbst attestiert dem Buch „Altmännerfantasien und wirre Aneinanderreihungen von Kalauern“. Egal, heute wird gefeiert: Klaus Wowereit hat schon gratuliert. Und, ganz im Geist der Zeit, betont, -ky habe „den deutschen Kriminalroman von der Abhängigkeit angelsächsischer Vorbilder befreit“. Na denn: Glückwunsch! CLP

FOTO: FISCHER VERLAG