Satellitenbilder sorgen für Beunruhigung

US-Spionageaufnahmen sollen verdächtige Aktivitäten in nordkoreanischem Atomzentrum zeigen

Nordkorea lehnt Vermittlung ab undwill einzig mit denUSA verhandeln

WASHINGTON/WIEN dpa/rtr/taz ■ US-Spionagesatelliten haben in Nordkorea verdächtiges Treiben im Reaktorzentrum Yongbyon entdeckt. Das berichtete gestern die New York Times unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Aufnahmen zeigten, wie Lastwagen zu dem Gebäude gefahren seien, in dem 8.000 Brennstäbe lagerten. Zwar sei nicht auszumachen, was auf die Wagen geladen würde, doch sei davon auszugehen, dass es sich um Brennstäbe handele. Sie werden zur Produktion von atomwaffentauglichem Plutonium benötigt.

Ob die Brennstäbe versteckt oder zu einer Wiederaufbereitungslage gebracht werden sollen, sei unklar. Sollte Nordkorea tatsächlich mit der Waffenproduktion begonnen haben, habe das Land bis Ende März genügend Plutonium für etwa ein halbes Dutzend Atomwaffen, zitierte das Blatt Regierungsbeamte. Die Brennstäbe werden seit der Schließung des nordkoreanischen Reaktors 1994 aufbewahrt. Nordkorea wies die internationalen Inspektoren, die die Anlage seitdem überwachten, im Dezember aus.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed al-Baradei, sagte gestern in Wien, es sei bekannt, dass Nordkorea die Atomanlage von Yongbyon wieder starten wolle. „Innerhalb von sechs Monaten könnten sie ganz bedeutende Mengen von Plutonium herstellen.“ Eine Inbetriebnahme wäre äußerst Besorgnis erregend. Die IAEA habe beobachtet, dass Vorbereitungen zum Anfahren des Atomreaktors und auch zum Start der Wiederaufbereitungsanlage getroffen worden seien, sagte al-Baradei. Er hoffe, dass eine Krisensitzung der IAEA zu Nordkorea am 12. Februar stattfinden könnte. Es wurde erwartet, dass die 35 Mitglieder des IAEA-Direktoriums die Angelegenheit danach an den UNO-Sicherheitsrat überweisen, der Sanktionen verhängen könnte.

Im Konflikt mit den USA bezeichnete Nordkorea die Rede von US-Präsident George W. Bush zur Lage der Nation als „unverhohlene Erklärung der Aggression“. Bush hatte darin die sofortige Einstellung des nordkoreanischen Atomprogramms gefordert. Bush strebe in Nordkorea einen Umsturz an, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang.

Nordkorea hatte nach US-Angaben im Oktober ein geheimes Atomwaffenprogramm zugegeben. Man brauche die Waffen zur Abschreckung, nachdem US- Präsident George W. Bush Nordkorea als Teil einer „Achse des Bösen“ bezeichnet hatte, argumentiert Pjöngjang.

Nordkoreas Botschafter in Peking, Choe Jin Su, wies gestern internationale Vermittlungsbemühungen zurück und beharrte auf bilateralen Verhandlungen mit den USA. Trotzdem will die EU vom 11. bis 12. Februar eine Delegation nach Pjöngjang schicken.