Nutzbare Ölreserven haben zugenommen

Beim gegenwärtigen Preis lohnt auch der Abbau von Ölsanden in Kanada, sagt die Mineralölindustrie

HAMBURG dpa/taz ■ Die Welt hat mehr Öl als je zuvor. Die weltweiten Ölreserven kletterten im vergangenen Jahr sprunghaft von 140 Milliarden auf 165 Milliarden Tonnen, teilte der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) gestern mit. Grund ist die Neubewertung der kanadischen Ölvorkommen.

Ein Teil der in Ölsänden gebundenen Schwerölvorräte werde beim aktuellen Preisniveau von rund 30 Dollar je Barrel (159 Liter) mit der vorhandenen Technik als wirtschaftlich gewinnbar eingestuft. Mit einem Anstieg seiner Reserven von einer auf 24 Milliarden Tonnen rückt Kanada auf den zweiten Platz der Ölländer vor und überholt den Irak mit 15 Milliarden Tonnen. Kanada verfügt damit über rund 15 Prozent der weltweiten Ölvorräte, der Irak über 9 Prozent. Ölreichstes Land bleibt Saudi-Arabien, wo mehr als ein Fünftel der Weltölreserven liegen.

Mit der neuen Bewertung Kanadas ist der Anteil der Opec-Staaten an den Ölreserven von 80 auf 68 Prozent geschrumpft. Der Nahe Osten allein verfügt noch über knapp 57 Prozent der Vorräte gegenüber 84 Prozent im Vorjahr.

Die Veröffentlichung der Studie kurz vor dem möglichen Beginn des Irakkriegs kommt den Interessen der Mineralölindustrie entgegen. Man versucht, Politik und Verbrauchern die Angst vor einer Ölkrise zu nehmen und damit Sparmaßnahmen entgegenzuwirken, die den Verkauf drücken könnten.

Bei der Berechnung der Reserven wird nur das Öl gezählt, das durch Bohrungen bestätigt ist und bei heutigen Preisen wirtschaftlich gewinnbar. Die Reserven steigen seit Jahrzehnten stetig an, allerdings nicht in dem Tempo wie im vergangenen Jahr. Die tatsächlich in der Erdkruste vorhandenen Ölressourcen sind um ein Vielfaches höher als die ausgewiesenen Reserven. Sie sind aber entweder noch gar nicht entdeckt oder unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht förderbar.

Die weltweite Förderung von Rohöl war im vergangenen Jahr um rund ein Prozent auf 3,3 Milliarden Tonnen rückläufig, teilte der MWV weiter mit. Russland erhöhte seine Produktion um neun Prozent auf 369 Millionen Tonnen und zog mit Saudi-Arabien als größtes Förderland der Welt gleich. Auf dem dritten Rang liegen die USA mit 289 Millionen Tonnen. Allerdings können die Amerikaner mit dieser Menge noch nicht einmal die Hälfte ihres Bedarfs decken. Russland baute seine Position als wichtigster Lieferant Deutschlands im vergangenen Jahr aus. Mit 31,6 Millionen Tonnen lieferte Russland 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr und steigerte seinen Anteil von 28,9 auf 30,2 Prozent. Dahinter folgen wie im Vorjahr Norwegen und Großbritannien. Allein diese drei Länder steuern mehr als 60 Prozent zur deutschen Versorgung bei, die Opec-Länder dagegen weniger als 20 Prozent. KOCH