WAS MACHT EIGENTLICH ... der Finanzsenator?
: Türken in Sippenhaftung nehmen

Der Senat hat sich in seinem Integrationskonzept das Ziel gesetzt, in den Behörden mehr Migranten einzustellen. Denn Migranten verstehen manche Probleme von anderen Migranten besser, sprechen vielleicht sogar die gleiche Muttersprache. Nach Ansicht von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) sollte eine Gruppe aber arbeitslos bleiben: „Es geht im Wesentlichen um eine Bevölkerungsgruppe, die nachhaltige Probleme mit der deutschen Sprache hat, und das sind Türken. Es wäre meiner Ansicht nach ganz falsch, wenn man deshalb jetzt türkisch sprechende Beschäftigte in großer Zahl in den öffentlichen Dienst einstellen würde“, sagte Sarrazin im Interview mit dem Behörden-Spiegel.

Denn, so Sarrazin weiter, „von Ausländern ist zu verlangen, dass sie in angemessener Frist die Amtssprache ihres Gastlandes lernen, dass sie auch ihre Angelegenheiten in der Amtssprache selber besorgen können“. Warum sollten die Türken in Deutschland Deutsch lernen, wenn sie sogar auf dem Amt türkisch sprechen können? Mehr Türken im öffentlichen Dienst wären nach Ansicht von Sarrazin also „ein falsches Signal, das das falsche Verhalten dieser Minderheit unterstützen würde“.

Aber warum sollte ein türkischstämmiger Bewerber, der sehr gut Deutsch spricht, beim Einstellungsverfahren benachteiligt werden, nur weil viele andere Migranten nicht gut genug Deutsch sprechen? Nach dieser Sippenhaftungslogik müsste Sarrazin außerdem selbst seinen Job aufgeben. Schließlich ist er ein studierter Wirtschaftswissenschaftler – und solche Leute haben als Bankmanager schließlich die aktuelle Finanzkrise ausgelöst. Wäre da das Verweilen eines Wirtschaftswissenschaftlers im Senat nicht ein falsches Signal, mit dem die Regierung das falsche Verhalten dieser Minderheit unterstützt? HE
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