Columbia und Ereignis-Timing

BERLIN taz ■ Gute Witze brauchen das entsprechende Ereignis-Timing. Ein Ereignis wenigstens sollte der Start der neuen „Schöneberger Show“ am Samstag für das ZDF sein. Nur das Timing war etwas unglücklich. Während auf allen Fernsehkanälen immer wieder die Bilder der Columbia-Explosion zu sehen waren, bezog sich die Moderatorin Barbara Schöneberger ständig mit ihren Witzen auf das Unglück. Wenn auch unfreiwillig, da die Show nicht live gesendet wurde. So ging ein schlechter Raumfahrt-Sketch nach dem anderen über den Sender: „Ich kann nicht nur Autofahren, ich kann sogar Raumschiff fliegen“, erklärte „Barbarella“ Schöneberger und bestieg ein Raumschiff, um die Erde vor einer heranfliegenden Riesentorte zu retten: „Der Aufprall entspricht dem Urknall mal vier.“ Im Studio durften der TV-Komiker Bully Herbig und Pop-Sänger Sasha einen weiteren weltallwitzigen Sketch spielen: „Bin ich durch die Erdatmosphäre eingedrungen?“ – „Bist du da nicht verglüht?“ Wie man Komik richtig timt, hat dagegen mal wieder Die Wahrheit bewiesen und den Witz gleich vor das Ereignis gesetzt. In der Samstagsausgabe handelte der Nonsenskurzroman im Wetterkasten („der astronaut“) von einem explodierenden Weltraumgefährt. An diesem Unglück aber ist eindeutig der „Gebrauchtraketenhändler“ schuld. Mit Hellsehern arbeiten wir nicht zusammen.