Entsorgung und Logistik via Internet

CCR Logistics AG: Ist das Unternehmene ein neuer Favorit im Wettbewerb um das Pflichtpfandsystem? Aktie der Tomra Systems ist im Januar um 40 Prozent gefallen. Das norwegische Unternehmen will aber noch im Rennen bleiben

Das Rennen darum, wer Handel und Hersteller nach dem Start des Dosenpfands mit der nötigen Recyclingtechnik ausstattet, ist wieder offen. Tomra Systems, der weltgrößte Hersteller von Pfandautomaten, galt bislang als Favorit. Zumal der Technikausschuss der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) ein Sicherheitsverfahren empfohlen hatte, für das die Norweger die nötige Technik besitzen. Doch die federführende Versammlung der Spitzenvertreter von Handel und Getränkeindustrie lehnte am 24. Januar die empfohlenen Standards ab. Sie verlangt ein Druckverfahren mit Entwertung, ohne Zerstörung der Verpackung, mit einfacher Erkennungstechnik und Datenverarbeitung. Damit berücksichtigt sie die Bedürfnisse vor allem kleinerer Stellen mit Dosenaufkommen, die kostengünstige Rücknahmegeräte benötigen. Ende Februar sollen Sicherheitstechniker und Automatenhersteller ein System nach den Vorgaben der Branchenvertreter vorstellen.

Tomra und andere Mitbewerber wie Prokent oder Trinkpack sehen sich ausgebremst, wollen aber im Rennen bleiben und ihre Technik anpassen. Die Deutsche Pfand AG, Tochter der RWE Umwelt, scheint dagegen bereits aufzugeben. Sie hatte nicht nur ein Verfahren mit Sicherheitsaufdruck angeboten, das kartellrechtlich als bedenklich gilt. Es ist auch fraglich, ob sie ihr Konzept auf die neuen Standards umstellen kann. Jetzt rücken Mitbewerber aus der zweiten Reihe nach vorn. Beispielsweise die börsennotierte CCR Logistics Systems AG, Spezialistin für Entsorgungslogistik aus München. Das Unternehmen steuert bislang für die Automobilindustrie nachhaltige Entsorgungssysteme, bei denen möglichst viele Werkstoffe wiederverwertet werden. Die Entsorgungsströme organisiert und dokumentiert CCR mittels im Internet platzierter Systeme. Gemeinsam mit Partnern bietet der Entsorgungslogistiker nun auch ein Rücknahmesystem für Getränkeverpackungen an.

Dabei will CCR laut Vorstandschef Achim Winter die Entwicklung und das Management des ebenfalls internetgestützten Systems übernehmen, außerdem für die AGVU die erforderlichen Ausschreibungen durchführen. Einer ihrer Partner ist die Multi Reverse Vending GmbH (MVR). Der Rücknahmesystemanbieter könnte nicht nur die nötigen Annahmeautomaten zur Verfügung stellen. Er kooperiert nach Angaben von Alexander Röhreke, Pressesprecher von CCR, auch mit der Schweizer SICPA, einem Anbieter von Druckfarben und auf Farbdruck basierenden Sicherheitstechniken. SICPA vertreibe bereits erfolgreich ein Tintenspritzverfahren, das den Vorstellungen von Handel und Getränkeindustrie für die Sicherheitstechnik genau entspricht.

Ein weiteres Problem beim Dosenpfand ist es, die Einnahmen und Ausgaben durch das Pfand zwischen den Verkaufsstellen gerecht aufzuteilen. Erst wenn ein solches Ausgleichsverfahren (Clearing) eingerichtet ist, kann der Kunde seine leeren Dosen an jeder Verkaufsstelle abgeben. Auch hierfür hat CCR sich einen Partner gesucht: Die Clearing Bank Hannover ist laut Röhreke der einzige Finanzdienstleister in Deutschland, der bereits über Erfahrungen im Finanzclearing verfügt. Sie hat unter anderem ein System für die deutschen Stromanbieter entwickelt.

Mit diesen Partnern, die das Softwareunternehmen Eurolog ergänzt, sieht CCR sich bestens für die endgültige Entscheidungen der AGVU über das bundesweit einzuführende Rücknahmesystem aufgestellt. Die Signale des Aktienhandels sind jedenfalls eindeutig. Der Kurs für Aktien des gestrauchelten Favoriten Tomra Systems brach nach dem 24. Januar um über 40 Prozent ein. Der Kurs für Wertpapiere von CCR Logistics Systems dagegen schoss zur gleichen Zeit nach oben. Er konnte wieder die Ein-Euro-Marke überschreiten, unter die er Mitte Januar gefallen war, als Tomra noch als der sichere Sieger gegolten hatte.JÜRGEN RÖTTGER/ecoreporter.de