Reedereien wollen am Irakkrieg verdienen

Boykottaufruf: Skandinavische Fähren transportieren Kriegsgerät in Golfregion. Darunter solche der Stena-Line

STOCKHOLM taz ■ „Seht euch genau an, auf wessen Fähre ihr fahrt und wem ihr euer Geld gebt!“ Dazu hat die schwedische Initiative „Studenten gegen den Krieg“ aufgerufen. Sie fordert Reisende auf, alle Fährschiffreedereien zu boykottieren, die ihre Schiffe an die USA oder Großbritannien verchartern, damit diese Kriegsmaterial in die Golfregion transportieren können.

Zu den Reedereien, die bislang verdächtig sind, entsprechende Verträge abgeschlossen zu haben, gehören mit der dänischen DFDS Seaways und einer Tochtergesellschaft der schwedischen Stena-Line auch zwei Gesellschaften mit Linienverkehr in Ost- und Nordsee sowie über den englischen Kanal: Während die DFDS eine – über den Winter ausgesetzte – Verbindung von Cuxhaven nach England unterhält, läuft die Stena-Line täglich den Hafen in Kiel an.

Vor dem Fährschiffterminal im westschwedischen Göteborg verteilen die InitiatorInnen Flugblätter. Darin berufen sie sich auf Presseberichte, laut denen das britische Militär das Ro-ro-Schiff „Stena Shipper“ der Stena-Line für mögliche Kriegstransporte in die Golfregion gechartert hat. Die Passagiere werden aufgefordert, für die Strecken nach Dänemark und Kiel auf andere Anbieter umzusteigen. Ähnliche Aktionen sind gegen DFDS Seaways geplant, deren „Tor Anglia“ ebenfalls demnächst für das britische Militär fahren soll.

„Es ist eine Schande, wenn die Reedereien ihre Schiffe für einen Kriegseinsatz bereitstellen, der hunderttausende unschuldige Menschen das Leben kosten kann“, erklärte Martin Kehlmeier von „Studenten gegen Krieg“ gegenüber dem alternativen Pressedienst Yelah-Net.

Dass verschiedene skandinavische Reedereien Schiffe für Kriegstransporte zur Verfügung stellen wollen, haben skandinavische Antikriegsgruppen in den letzten Wochen mehrfach öffentlich thematisiert, unter anderem indem sie vor dem Sitz des schwedischen Reedereiverbands in Stockholm demonstrierten und Aktionen vor dem Konzernsitz der dänischen Maersk-Reederei in Kopenhagen veranstalteten.

„Studenten gegen Krieg“ erhofft sich nun Unterstützung auf den dänischen und norddeutschen Kais, an denen Fährschiffe der Stena-Line festmachen. Geplant sind darüber hinaus Aktionen gegen Reedereien in den französischen und britischen Häfen. Die Botschaft der Antikriegsgruppe: Es gibt alternative Reedereien, die nicht an einem Irakkrieg verdienen wollen.

REINHARD WOLFF