Bush will weiter ins All

In den USA sind die Auswirkungen des Unglücks auf die wegen der Irakkrise ohnehin nervöse Stimmungslage noch nicht abzusehen

WASHINGTON ■ taz Pausenlos senden die TV-Stationen in den USA auch am Tag danach Bilder mit glühenden Punkten und langen Rauchfahnen am Himmel. Immer wieder wird der letzte Funkkontakt gesendet. Die Bilder und Töne vom Absturz der Raumfähre Columbia, bei dem am Samstag alle sieben Austronauten ums Leben kamen, zeigen eine Katastrophe, deren Auswirkungen auf die ohnehin nervöse Stimmungslage in den USA angesichts eines möglichen Irakkrieges noch nicht abzusehen sind.

Das Drama ereignete sich am Samstag früh. Die Columbia raste mit 20.000 Stundenkilometern über den US-Bundesstaat Texas hinweg auf dem Weg zum Raumfahrtzentrum Cape Canaveral in Florida, wo sie Minuten später landen sollte. Videoaufnahmen zeigen einen grellen Lichtball. Wrackteile durchschlugen kurz darauf Dächer, fielen auf Felder und Straßen. Niemand wurde verletzt. Die Trümmer liegen über eine Fläche von rund 1.200 Quadratkilometern in Texas und Louisiana verstreut. Neben ihnen wurden auch Körperteile der Astronauten geborgen.

Die US-Regierung und die Raumfahrtbehörde Nasa zerstreuten sehr schnell Befürchtungen, dass die Raumfähre einem Terroranschlag zum Opfer gefallen sein könnte. Auslöser für das Unglück war vermutlich ein technischer Defekt. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wurde die Raumfähre zerrissen. Die Ursachenforschung konzentriert sich auf einen Zwischenfall beim Start vor zwei Wochen. Damals hatten sich Teile der Isolation eines Außentanks gelöst und Kacheln des Hitzesschilds an der linken Tragfläche beschädigt – ein Problem, das von der Nasa als unerheblich eingestuft wurde und dessen Vernachlässigung ihrem Image nun zu schaffen macht.

Nach Bekanntwerden der Katastrophe wandte sich US-Präsident Bush in einer Fernsehansprache an die Nation. „Die Columbia ist verloren. Es gibt keine Überlebenden.“ Er sprach den Angehörigen von Rick Husband, Ilan Ramon, Kalpana Chawla, David Brown, Michael Anderson, William McCool und Laurel Clark sein Mitgefühl aus. In einem Zeitalter, in dem Raumfahrt schon fast zur Routine geworden sei, könnten die Gefahren leicht übersehen werden, sagte Bush. Die Tragödie sei aber nicht das Ende der bemannten Raumfahrt. „Unsere Reise in den Weltraum geht weiter.“

Die USA stehen unter Schock. Es wird bereits spekuliert, ob das Unglück die Irakpolitik der USA beeinflussen könnte. Denn der Schaden für die Psyche der Amerikaner könnte größer sein als die Konsequenzen für die Raumfahrt. Ein Präsident, der seit Wochen versucht, sein Volk auf einen Krieg einzuschwören, muss nun die frischen Wunden einer neuen nationalen Katastrophe heilen und Trost spenden. MICHAEL STRECK