Grell in Grell

Ein Jugendstück von Henning Mankell unter der Regie von Philippe Besson am Hans-Otto-Theater in Potsdam

Kindertheater ist von Berufs wegen optimistisch und setzt seine Hoffnung auf jene Zeit, wenn die Kinder erwachsen sind und unsere schlechte Welt verbessern werden. Selten kommt es auf die Idee, dass es schon immer Kinder gab und die Welt trotzdem nicht besser geworden ist. Diesen Missstand beleuchtet ein Jugendstück des schwedischen Krimibestsellerautors Henning Mankell, das Philippe Besson jetzt am Potsdamer Hans-Otto-Theater inszenierte.

Es geht um den 13-jährigen Hasse Karlsson, dessen Eltern ein tristes Leben führen und der eines Tages den gleichaltrigen Schwalbe trifft. Dessen Philosophie lautet: „Man muss üben, um erwachsen zu werden. Hast du nie die Erwachsenen beobachtet? Wie die sich aneinander rächen?“ Diese Rache ist erst noch Spiel, aber bald tödlicher Ernst. Erst wird eine Witwe erschreckt, dann werden einer verkrüppelten Einsiedlerin im Garten die Johannisbeersträucher lackiert. Schwalbes Pläne werden immer boshafter. Hasse muss sie ausführen, um sich die Freundschaft zu verdienen. Schließlich kommt wirklich eine alte Frau zu Tode, wie der zungenbrecherische Endlostitel des Stücks schon verrät. Am Ende stiehlt Hasse die Ersparnisse seiner Mutter. „Warum tue ich, was ich gar nicht tun will?“, fragt er sich, ohne dafür eine Erklärung zu haben. So geht das Unglück immer weiter.

Die junge Bühnenbildnerin Gabriella Ausonio hat in die Reithalle in der Schiffbauergasse eine ansteigende Eislandschaft gebaut, die eine gemalte, aber enorme Brückenkonstruktion überspannt. Irgendwann wird es sogar Frühling hier.

Philippe Besson inszeniert Mankells Stück als nüchterne, manchmal ins Grelle kippende Versuchsanordnung und leider ohne Tiefenschärfe. Marek Helsners Hasse ist ein bisschen zu tumb, Henrik Schuberts Schwalbe eine Spur zu neurotisch, Hasses Mutter (Rita Feldmeier) leider fast eine Karikatur, und die Opfer (Gisela Leipert und Katharina Voß) sind zu skurril, was ebenfalls nicht der Wahrheitsfindung dient. Denn gerade der Traum von einer Begegnung mit Gott lässt die alte Aurelia in ihr Verderben laufen: Die Jungen machen ihr weis, dass Gott hoch oben auf der Brücke auf sie wartet, wo sie dann hilflos erfriert.

ESTHER SLEVOGT

„Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist“: Hans-Otto-Theater, Potsdam, Spielort Reithalle A. Nächste Vorstellungen: 6. 2.,13. 2., 19. 2. jeweils 18 Uhr