„Virtuelle“ Verluste

Finanzverwaltung hat sich verspekuliert. Pensionsfonds schreibt 2002 Verluste statt geplanter Millionengewinne

Mit Aktiengeschäften lässt sich seit dem Ende des Börsenbooms gut Geld verbrennen. Das muss nun auch die Finanzverwaltung des Senats feststellen. Sie hatte im April 2001 Gelder aus der Versorgungsrücklage für die rund 76.000 Berliner Beamten teilweise in Aktien angelegt. Doch im letzten Jahr erwirtschaftete die Behörde Thilo Sarrazins damit statt geplanter 2,35 Millionen Euro Gewinn 90.000 Euro Verlust.

„Pensionsgelder in hoch spekulative Geschäfte zu investieren, ist ein unübliches Verfahren“, kritisierte gestern der haushaltspolitische Sprecher der grünen Rathausfraktion, Oliver Schruoffeneger. Die Aktien seien in einer Phase hoher Preise gekauft worden. Er forderte gestern von der Finanzverwaltung eine Übersicht darüber, „welche Gelder wo zu welchen Zinsen angelegt worden sind“. Zudem solle der Senat wieder zu konventionellen Geldanlagen zurückkehren.

Die Finanzverwaltung bestätigte gestern Schruoffenegers Angaben. Ihr Sprecher Claus Guggenberger wies aber die Behauptung zurück, die Verluste resultierten aus „hoch spekulativen“ Geschäften. „Da sind zurzeit bestimmte Aufgeregtheiten vorhanden, die ich überzogen finde“, sagte er gestern zur taz. Drei Viertel des Geldes seien in öffentliche Anleihen investiert worden, die restlichen 25 Prozent in eher konservative Aktien aus dem „Eurostoxx 50“. Außerdem sagte Guggenberger: „Die angeblichen Verluste existieren nur virtuell.“ Die Anlagen liefen bis 2017. Auf lange Sicht werde sich die Investition rechnen.

Auch andere Bundesländer legen Pensionsgelder in Wertpapieren an. In Hessen beschränkt man sich aber auf Schatzbriefe und Pfandbriefe. „Solche Gelder in Aktien zu investieren wäre ja weiß Gott fahrlässig“, sagte eine Sprecherin des hessischen Finanzministeriums gestern zur taz. MATTHIAS BRAUN