Soldaten wieder ins „Mutterland“

Serbiens Premier für Rückkehr von Streitkräften ins Kosovo. Verweis auf UN-Resolution

BELGRAD taz ■ Nach fast vier Jahren zeichnet sich in Belgrad wieder eine aktive Politik hinsichtlich des zu über neunzig Prozent von Albanern bewohnten Kosovo ab. Serbiens Pemier Zoran Djindjić forderte die Rückkehr von 1.000 jugoslawischen Soldaten in das „Mutterland“. In einem Schreiben an den Nato-Kommandanten für Südeuropa, Admiral Gregory Johnson, berief sich der serbische Regierungschef auf die UNO-Resolution 1244, die das Kosovo als einen Bestandteill Jugoslawiens definiert und die Rückkehr eines Teils seiner Streitkräfte vorsieht.

„Wir müssen uns jetzt um den Status des Kosovo kümmern, sonst wird es für Serbien für immer verloren sein“, erklärte Djindjić und wies auf die „Vertreibung“ und „grobe“ Verletzung der Menschenrechte der in der Provinz verbliebenen Serben hin. Die Armee sei jederzeit bereit, ihre Aufgabe im Kosovo zu erfüllen, verkündete der Generalstab in Belgrad.

Wegen der Einbeziehung des Kosovo in die Verfassungsurkunde der neuen Staatengemeinschaft „Serbien und Montenegro“ hatte die Kosovo-Regierung in der vergangenen Woche beim UNO-Sicherheitsrat protestiert. Albanische Politiker sprachen von einer „Provokation gegen den Frieden und die demokratischen Prozesse in der Region“ und forderten die Unabhängigkeit der Provinz. Von einer Rückkehr jugoslawischer Streitkräfte könne nicht die Rede sein, „nach einem Jahrzehnt Gräueltaten, die die albanische Bevölkerung erleiden musste“.

Die UN-Verwaltung in Prishtina verkündete, es sei verfrüht, über die Rückkehr jugoslawischer Soldaten in die Provinz zu reden. Ebenso setzen sich EU und USA derzeit gegen eine neue Grenzziehung auf dem Balkan ein. Es wird ein Dominoeffekt in Bosnien und Mazedonien befürchtet. ANDREJ IVANJI