Todeskommandos im Regierungsauftrag?

Nach der Ermordung eines Oppositionspolitikers sinkt die Chance auf Versöhnung in der Elfenbeinküste weiter

ABIDJAN taz ■ Nach der Ermordung des bekannten Schauspielers und aktiven Oppositionsanhängers Camarah Vakaramogo Yerefé, dessen Leiche am Sonntagfrüh gefunden worden war, ist es in Abidjan zu heftigen Unruhen gekommen. Im Wohnviertel des Ermordeten und anderen Stadtteilen mit großer Anzahl Nordivorer gingen die Menschen protestierend auf die Straße. Dabei wurde ein Demonstrant von Sicherheitskräften erschossen.

Yerefé war auch in der Oppositionspartei RDR aktiv – der Partei von Alassane Ouattare mit starkem Rückhalt im rebellierenden Norden der Elfenbeinküste. Yerefé wurde nachgesagt, Kontakte zu den Rebellen zu haben. Wahrscheinlich war das der Grund für seine Häscher, zuzuschlagen.

Seit zwei Jahren musste Camarah Yerefé Erfahrungen mit der Staatsgewalt machen. 2001 verbrachte er fünf Monate im Gefängnis in Abidjan und vergangenen Oktober wurde er von der Gendarmerie brutal zusammengeschlagen.

Seit Monaten treiben nächtliche Kommandos ihr Unwesen vor allem in der Hauptstadt Abidjan. Trotz Sperrstunde von 22 bis 6 Uhr scheinen sich die Todesschwadronen in der Nacht frei bewegen zu können.

Ihr jüngster Schlag folgt einem Ende vergangener Woche veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen über die Lage der Menschenrechte in der Elfenbeinküste seit Beginn des Aufstands. Die UN-Delegation verbrachte im vergangenen Dezember eine Woche in der Côte d’Ivoire. Beide Seiten werden von der UN-Kommission der Verletzung von Menschenrechten beschuldigt. Im Bericht wird auch Stellung zu gefundenen Massengräbern und Todesschwadronen genommen. Die Verantwortlichen für den Bericht ziehen klar die Verbindung zwischen Todesschwadronen zur Regierung, der Präsidentengarde und der Ethnie des Präsidenten. In der Ausgabe vom vergangenen Freitag berichtete die der Opposition nahe stehende Tageszeitung Le Patriote, Innenminister Yao Paul N’Dré habe auf die Streitkräfte als Drahtzieher der Todeskommandos verwiesen. „Die Rebellen werden amnestiert,“ sagte N’Dré der Zeitung zufolge, „und werden in die nationale Armee reintegriert. Aber zur selben Zeit sagt man den Todesschwadronen, man werde eine Kommission einberufen, man werde sie verfolgen und bestrafen. Todesschwadronen soll hierbei nichts anderes bedeuten als die Sicherheitskräfte.“

Es mehren sich Anzeichen, dass verschiedene Seiten bereit sind, wegen mehrerer Massengräber und nahezu öffentlicher Hinrichtungen Anklagen gegen Mitglieder der ivorischen Sicherheitskräfte, der Regierung und gar gegen den Präsidenten vor dem internationalen Strafgerichtshof vorzubereiten.

Die staatliche Rundfunk- und Fernsehanstalt nahm keine Notiz von dem Mord an dem Oppositionspolitiker Camarah Yerefé. Dagegen machte der Vorfall vor allem in der unabhängigen oder oppositionellen Tagespresse am Montag Titelschlagzeilen. Mit den Morden der Todesschwadronen wird ein Versöhnungswillen, wenn überhaupt vorhanden, endgültig zersetzt. HAKEEM JIMO