daily dope (326)
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Evander Holyfield war einmal ein großer Boxer, Schwergewichtsweltmeister. Das ist lange her. Holyfield ist mittlerweile fast 46 Jahre alt. Er ist immer noch Boxer. Bald darf er wieder einmal um einen WM-Titel kämpfen. Er wurde von Promoter Wilfried Sauerland als Gegner für den amtierenden WBA-Weltmeister Nikolaj Walujew ausgewählt. Der russische Riesenmensch (2,13 Meter) gegen den ruhelosen Rentner. Es wird wohl ein grausiges Spektakel werden. Der Kampfort muss noch gefunden werden. Geboxt werden soll in der Schweiz oder in Deutschland. Das Fernsehen wird wohl dabei sein. Und all die verstaubten Geschichten vom alten Mann, dem einst ein gewisser Mike Tyson einen Teil des Ohrs abgebissen hat, werden wieder und wieder erzählt werden. Über Doping wird wohl kaum gesprochen werden. Grund dazu gäbe es indes genug.

Es ist noch keine zwei Jahre her, da tauchte der Name Holyfield in den Ermittlungsakten amerikanischer Behörden auf, die einen Ring von Anabolika-Dealern ausgehoben haben. Der Boxer soll sich Testosteron und Wachstumshormone bestellt haben. Seine Reaktion, als der Deal aufflog: Ich war’s nicht. „Ich nehme keine Steroide und habe noch nie welche genommen.“ Das Übliche. Die Internetapotheke, über die er angeblich seine Mittelchen bezogen haben soll, kenne er nicht. In der Tat, in der Kundenliste des Pharmazieversands fand sich der Name Evander Holyfield nicht. Und mit dem Evan Fields, der laut Liste die Ampullen geordert hat, habe er nichts zu tun. Die Adresse, an die die Bestellung geschickt wurde, ähnelt doch sehr der von Holyfield. Mag sein, aber die gleiche ist es eben nicht gewesen, so Holyfield. Warum man aber bei ihm gelandet ist, wenn man die Telefonnummer des Herrn Fields aus der Kundenliste gewählt hat, dazu fiel dem vielfachen Exweltmeister nicht viel ein. Machte auch nichts. Er wurde ohnedies nicht sportrechtlich verfolgt. Gesperrt schon gar nicht.

Dabei kennt Holyfield das Gefühl, nicht mehr mitmachen zu dürfen. Als er bei einem seiner zahlreichen Comeback-Versuche von einem gewissen Larry Donald aufs Übelste verprügelt worden war, hat ihn der Amerikanische Verband gesperrt. Holyfield war damals 40 und der Verband wollte den nimmermüden Boxer vor sich selbst schützen. Doch der ließ sich nicht aufhalten und boxte weiter und wurde tatsächlich noch einmal zu einem WM-Kampf eingeladen. Vor einem Jahr verlor er diesen in Moskau gegen Sultan Ibrahimow glasklar. Jetzt darf er also wieder ran. 750.000 Doller soll er dafür erhalten, dass er seinen Kampfnamen noch einmal ausrufen lässt. „The Real Deal“ lautet dieser. Eine Anspielung auf seine Verwicklungen in illegale Geschäfte mit Dopingsubstanzen ist das nicht. Mit „Der einzig Wahre“ könnte man seinen Künstlernamen übersetzten. Ring frei! ARUE