Anti-Struwwel-Lob

„Am Abend hilft die Jägerin“: Das Altonaer Museum zeigt einen Querschnitt aus 40 Jahren künstlerischen Schaffens von FK Waechter

von PETER AHRENS

Das erste Theaterstück meines Lebens war „Schule mit Clowns“ irgendwann Mitte der 70er Jahre. Da gab es den Doktor Sinn, der einen komischen Sprachfehler hatte und verzweifelt versuchte, den Clowns Quaste und Schmaltz Sekundärtugenden beizubiegen. Ich war zehn Jahre, die eigene Schulklasse überbot sich in Artigkeit, und da vorne auf der Bühne wurde vorgespielt, wie das Chaos Ordnung stiften kann. Der Mann, der das geschrieben hatte, hieß Friedrich Karl Waechter, ist kürzlich 65 Jahre alt geworden und wird ab heute bis zum 6. April mit einer Ausstellung im Altonaer Museum geehrt.

FK Waechter, der Theaterautor, der Cartoonist, der Titanic- und Pardon-Zeichner. FK Waechter, der Kinderbuchschreiber – FK Waechter, das Multitalent, von der ZEIT letztlich noch zum Genie geadelt. Das Museum zeigt mehr als 450 Bilder des Künstlers, meist gezeichnete Cartoons und Kurzgeschichten. Dabei sind aber auch ein paar skulpturartige Werke, die noch eine weitere neue Seite Waechters zeigen. Ein kompletter Querschnitt durch 40 Jahre Waechter‘sches Schaffen vom berühmten Anti-Struwwelpeter bis hin zu „Max Brod verbrennt Kafkas Werk“ oder „Adele zeigt ihren Brüsten die Männer“. Die Stadt Frankfurt, in der Waechter gemeinsam mit seinen Mitstreitern F.W. Bernstein und Robert Gernhardt die Neue Frankfurter Schule aus der Taufe gehoben hatte, hat Waechter die Ausstellung zu seinem 65. Geburtstag gewidmet. Altona ist nun die zweite Station.

Im Begleitprogramm zeigt das Thalia-Theater an der Gaußstraße am 22. und 30. März übrigens Waechters Version vom Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“.