was macht eigentlich ...Gerhard Seyfried?

Von Afrika träumen

Gerhard Seyfried hat drei Haupt- und acht Nebenberufe, das hat er im vergangenen Sommer der taz anvertraut. Und obwohl damals das Wahlplakat, das er für Christian Ströbele in seinem Comicstil der Achtzigerjahre gezeichnet hat, an jeder dritten Laterne in Kreuzberg und Friedrichshain hing, war für ihn klar: „Der Comiczeichner geht allmählich flöten, weil man davon nicht leben kann.“ Erster Hauptberuf sei jetzt der Autor. Dass davon auch nur die wenigsten reich werden, hat den 54-Jährigen, dem man den Bayern auch nach mehr als 25 Jahren Berlin noch anhört, dabei nicht gestört. Schließlich geht er nie aus, das spart Geld. Mehrere Jahre hat Seyfried jetzt an einem Roman gearbeitet – meist in seiner Wohnung nahe dem Lausitzer Platz, häufig aber auch bei Recherchereisen in Namibia. Denn der Roman spielt 1904 während des Herero-Aufstandes im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Afrika, sagt Seyfried, habe ihn seit seinem ersten Besuch „am Wickel“ gehabt. Dass das Werk 600 Seiten dick geworden und jetzt fertig ist, hat gestern der Eichborn-Verlag mitgeteilt. Ob die Illustrationen, die auch von Seyfried sind, an seine rebellischen, knollnäsigen Figuren aus „Wo soll das alles enden“ erinnern, war nicht zu erfahren. Wohl aber, dass der Roman nächste Woche Freitag in der Berliner Literaturwerkstatt vorgestellt wird. Wer aber doch die knollnäsigen Rebellen lieber mag, kann an diesem Freitag zur Comiclesung im Friedrichshainer Lovelite gehen. Da gibt es Seyfrieds „Flucht aus Berlin“ als Bild- und Tonprojekt.SAM KNOLLENNASE: ARCHIV