„AufBruchStücke“ im postdepot
: Liebe, Leerstand und Logistik

Wer jemals einen Location-Scout braucht, sollte sich an Karl-Heinz Wenzel von B.E.S.T. halten. Das Kürzel steht für „Bremens erstes schulübergreifendes Theater“: Eine bunt gemischte Truppe, die sich seit anderthalb Jahrzehnten in immer wechselnden Bremer Leerstands-Immobilien tummelt. Für seine aktuelle Jahresproduktion hat B.E.S.T. einen Ort aufgetan, dessen Lage an der elend langen Stresemannstraße sich am sinnfälligsten mit „gegenüber von Mr. Wash“ beschreiben lässt.

Dort ist die Post. Vor allem war sie dort: Große Teil des früheren Paketlagers stehen leer. Was die Frage aufwirft, warum der Konzern nach dem Auszug aus dem teuer ausgebauten Postamt 5 am Bahnhof schon wieder neue Räume braucht. Die Erklärung steht noch aus.

Derweil geben die 18 jugendlichen SchauspielerInnen Antworten auf anderen Ebenen. Statt die gelbe Metall-Schiebetür mit der verheißungsvollen Aufschrift „Bremen-Land“ zu öffnen, manövrieren sie ihr Publikum durch verlassene Treppenhäuser zur früheren Post-Mensa – die samt Sonnendeck einen gar nicht mal unbehaglichen Eindruck macht. Dort aber brechen sich persönliche Entscheidungsdramen Bahn. „Alle werden anders sein als ich“, ruft eine junge Frau verzweifelt: Sie steckt im Dilemma zwischen Aufbruch und Angst vor dem Unbekannten. Biographische Relevanz gehört ebenso zum B.E.S.T.-Konzept wie das Prinzip, fragmentarisierte Szenen vor frei laufendem Publikum zu spielen. Auch die Mutter aller Abschiedsszenen, die zwischen Romeo und Julia, wird im Ambiente des leeren „DHL-Depots“ zur vielfältig deutbaren Metapher: Letztlich ist auch Liebe nichts anderes als optimierte Gefühlslogistik. B.E.S.T und die Post liefern dafür höchst anschauliche Beispiele. HB

Nur Sa, 20 Uhr, Stresemannstr. 12, Karten (wichtig!): ☎ 0421 - 44 54 38