Zum Erfolg gespült

Ahtisaari gelang mit der Konfliktlösung in der indonesischen Unruheprovinz Aceh mit Hilfe des Tsunamis, woran andere Vermittler zwei Jahre zuvor noch gescheitert waren

BERLIN taz ■ Für erfolgreiche Friedensbemühungen kommt es nicht nur auf die Fähigkeiten des Vermittlers an, sondern auch auf die Einsicht der Beteiligten und den richtigen Zeitpunkt. Bei seiner Lösung des Konfliktes im indonesischen Aceh hatte Martti Ahtisaari einfach auch Glück. Tragischerweise basierte dies auf einer großen Katastrophe für hunderttausende Bewohner der rohstoffreichen Provinz an der Nordspitze Sumatras. Denn erst die massiven Zerstörungen durch den Tsunami im Dezember 2004 setzten eine Dynamik in Gang, die der Finne erfolgreich nutzen konnte.

Schon einen Monat nach der Katastrophe bekam Ahtisaari Vertreter der Regierung und der nach Unabhängigkeit der Region strebenden Bewegung freies Aceh (Gam) gemeinsam an den Verhandlungstisch. Ein wichtiger Grund hierfür waren jedoch nicht nur das große, durch die Flutwelle verursachte Leid und damit einhergehend nationaler und internationaler Druck. Vielmehr hatte Ahtisaari schon in den Monaten zuvor hinter den Kulissen sondiert und war somit in einer guten Ausgangsposition, als sich die Ereignisse nach dem Tsunami überschlugen.

Schon im August einigten sich unter seiner Vermittlung beide Seiten in einem Friedensabkommen auf eine Autonomielösung. Sie sah zunächst die schrittweise Entwaffnung der Rebellen und den parallelen Abzug derjenigen Militärs vor, die nicht aus der Region stammen. Überwacht wurde dies von einer Beobachtermission der EU und südostasiatischen Staaten. Bei den ersten Regionalwahlen nach dem Abkommen wurde 2006 ein gemäßigter Gam-Führer, der als Unabhängiger angetreten war, zum Gouverneur gewählt.

Im Mai 2003 war ein vom Schweizer Henry Dunant Centre for Humanitarian Dialogue vermittelter Friedensplan zur Lösung des Konflikts gescheitert. Die Nichtregierungsorganisation hatte weit weniger internationalen Rückhalt als Ahtisaaris Initiative, zugleich torpedierten einige Rebellen und vor allem das mächtige indonesische Militär eine friedliche Lösung. Auch die nationalistische Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri war weit weniger offen für eine Autonomielösung als ihr Nachfolger. Als im Mai 2003 das Militär eine Verhandlungsdelegation der Gam verhaftete, scheiterte das bereits sehr brüchige Friedensabkommen endgültig. Die Lehren daraus sowie der später gewachsene Wille zu einer Lösung konnte Ahtisaari nutzen. Zugleich machte er weniger handwerkliche Fehler als die Genfer Vermittler. SVEN HANSEN