Chirac verweigert Kriegskurs

Frankreich beharrt im Vorfeld der entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrates auf mehr Zeit für Waffeninspektoren. Keine Einigung mit Tony Blair. BBC: Soldaten für drei Jahre in den Irak

LE TOUQUET/LONDON afp/ap/taz ■ Die beiden Vetomächte Frankreich und Großbritannien haben sich einen Tag vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats auf keine gemeinsame Linie in der Irakfrage einigen können. In dieser Frage hätten Frankreich und Großbritannien „unterschiedliche Herangehensweisen“, sagte Frankreichs Präsident Jacques Chirac gestern nach einem mehrstündigen Gipfeltreffen mit Blair im französischen Seebad Le Touquet am Ärmelkanal. Auch der britische Premier Tony Blair sprach von „Differenzen“. Bundesaußenminister Joschka Fischer flog unterdessen am Nachmittag nach New York. Heute leitet er dort die Sicherheitsratssitzung, auf der sein US-Kollege Colin Powell angebliche Beweise für die mangelnde Kooperation Bagdads mit den Vereinten Nationen vorlegen will.

Blair will im UN-Sicherheitsrat über eine weitere Resolution abstimmen lassen, in der für den Fall mangelnder Kooperation des irakischen Staatschefs Saddam Hussein ausdrücklich der Einsatz militärischer Gewalt gebilligt werde. Dagegen setze Chirac weiter darauf, den UN-Inspektoren auf der Grundlage der UN-Resolution 1441 mehr Zeit einzuräumen. Einig sind sich Paris und London darin, dass die UN-Kontrollen das Nichtvorhandensein von Massenvernichtungswaffen in Irak sicherstellen und den Konflikt regeln sollen.

Die britischen Streitkräfte bereiten sich nach Informationen des Rundfunksenders BBC auf eine dreijährige Besatzungszeit im Irak vor. Unter Berufung auf hochrangige Militärkreise berichtete BBC, dass der Irak – wie das Kosovo – in Sektoren aufgeteilt werden solle. Dabei werde jeweils einer der am Krieg teilnehmenden Staaten die Verantwortung für einen Sektor erhalten. Großbritannien will insgesamt 35.000 Soldaten zum Golf schicken. WG

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