kurzkritik
: Liebe als Forderung nach Macht

Sicherlich – wir waren in jüngerer Zeit nicht gerade verwöhnt vom Theater Bremen. Allzuoft herrschte mediokre Belanglosigkeit auf der Bühne, Inszenierungen, die sich in mutloser Beliebigkeit gefielen. Rainer Werner Fassbinders effektvoll inszeniertes Melodram „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ in der Regie von Mirja Biel hebt sich davon endlich einmal wohltuend, gelungen ab.

Es ist die Geschichte einer beruflich erfolgreichen, geschiedenen, dem Schein nach sehr toughen Modeschöpferin, die sich ihre Sekretärin Marlene wie eine Sklavin hält. Als das junge Mannequin Karin auftaucht, verliebt sich Petra von Kant Hals über Kopf, die beiden ziehen zusammen. Als Karin einen One-Night-Stand mit einem Schwarzen hat, reagiert Petra voller hysterischer, verzweifelter Eifersucht. Karin kehrt zu ihrem Mann zurück. Und Petra muss erkennen, dass ihre Liebe nur eine einzige große Forderung war – nach Macht. Dabei geht es nicht um lesbische oder bisexuelle Liebe, nicht einmal nur um Frauen. Sondern um Beziehung, die im wesentlichen als Besitzstand erachtet wird. Es ist eine zeitlose Fallstudie über sehr viele Partnerschaften.

Auch wenn manches Klischee bedient wird – dieses Stück verdient Applaus. JAN ZIER

„die bitteren tränen der petra von kant“, Aufführungen: 16., 18., 24., 25., 30., 31. Oktober im Brauhauskeller