U-Haft wegen versuchten Polizistenmordes

Jugendliche wollten sich offenbar rächen, weil die Polizei sie unter Zwang zur Schule gebracht hatte

Die Staatsanwaltschaft wertet den Angriff auf einen Streifenwagen in Gröpelingen als versuchten Mord. In der Nacht zum Samstag beantragte die Anklagebehörde Haftbefehle gegen die vier Jugendlichen. Sie befinden sich in Untersuchungshaft.

Am späten Freitagabend war ein Streifenwagen der Polizei unter einem Vorwand in eine Grünanlage an der Scharnbecker Straße gerufen worden. Dort sprang ein maskierter Angreifer aus einem Gebüsch und versuchte mit einem Schlagstock das Autofenster einzuschlagen.

Nachdem der Angreifer festgenommen wurde, stellte sich heraus, dass er zu einer Gruppe von vier 14- bis 16-jährigen Gröpelinger Jugendlichen gehörte, die geplant hatten, den Streifenwagen anzuzünden. Der erste Angriff sollte demnach nur der Ablenkung dienen, damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die Heckscheibe zertrümmern und einen Molotowcocktail in das Fahrzeuginnere werfen könnte. Anschließend sollten die flüchtenden Beamten angegriffen werden.

Dazu war es offenbar nur deshalb nicht gekommen, weil die Mittäter des ersten Angreifers die Nerven verloren hatten. Die Polizei kam ihnen noch in der Nacht auf die Spur. Die für den Plan nötigen Utensilien wurden in unmittelbarer Nähe des Tatorts von sichergestellt.

Hätten die Angreifer den Molotwococktail tatsächlich in den Streifenwagen geworfen, wäre nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit einer Explosion zu rechnen gewesen, binnen Sekunden hätten sich im Wageninnern Temperaturen von bis 1.000 Grad entwickelt. Die beiden 27 und 29 Jahre alten Polizisten wären vermutlich verbrannt. Dies hätten die Angreifer „zumindest teilweise in Kauf genommen“, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Die Festgenommenen hätten in Einlassungen den geplanten Hinterhalt eingeräumt, an der Täterschaft gebe es „keine Zweifel“, so die Staatsanwaltschaft.

Nach Medienberichten soll es sich um zwei Deutsche, einen Jugendlichen mit libanesischem und einen mit polnischem Migrationshintergrund handeln. Die vier waren nach Polizeiangaben in bis zu 22 Fällen polizeilich in Erscheinung getreten und in der letzten Zeit wegen Schulschwänzens von der Polizei zum Unterricht gebracht worden. Hierfür wollten sie sich offenbar mit dem Anschlag rächen.

Innensenator Ulrich Mäurer sagte in einem Zeitungsinterview, es gebe in Gröpelingen keinen neuen Brennpunkt, vielmehr müsse „nach genauer Analyse punktuell“ reagiert werden.

Christian Jakob