Die kriegerische Spaßguerilla

Eine Initiative sucht Mitläufer für eine Jubel-Demonstration für mehr Krieg. Denn mit den „Pseudopazifisten“ der Bundesregierung wollen die Initiatoren nicht einer Meinung sein

Schon genervt von der omnipräsenten Friedensretorik und „Dona nobis pacem“-Gesängen? Keine Lust auf Friedenstauben, -buttons, -demonstrationen? Dann hilft nur eins: auf die Straße gehen für den Krieg. Einen Tag vor der bundesweiten Antikriegsdemonstration am 15. Februar gibt’s dazu Gelegenheit. Unter dem Motto „Nachhaltiger Friede Jetzt – Gegen die Politik der deutschen Isolation“ darf jeder von der Neuen Nationalgalerie zur Friedrichstraße mitlaufen, der sich der deutschen Mehrheitsmeinung nicht anschließen möchte. Die Polizei bestätigte gestern, dass der Umzug für 500 bis 1.000 Teilnehmer angemeldet wurde. Pünktlich zum Arbeitsschluss des öffentlichen Dienstes („Freitag ab eins macht jeder seins“) will man aufbrechen.

Dazu aufgerufen haben will offiziell keiner. Im Internet finden sich lediglich diverse programmatische Zeilen eines Bündnisses „Verantwortung Jetzt“. „Am 15. Februar wollen selbsternannte Friedensgruppen gegen eine Intervention im Irak demonstrieren. Wir kritisieren diese verantwortungslose Haltung“, heißt es in einem Aufruf. Die rot-grüne Regierung habe schon im Kosovo gezeigt, dass sie bereit sei, „mutig für die Menschenrechte einzutreten“, geht es weiter. Deshalb hoffen die Verfasser, dass es dem Außenminister erneut gelingen werde, radikale Pazifisten davon zu überzeugen, dass im Irak militärisch eingegriffen werden müsse. Dazu gibt es allerneuestes Kriegsgerät aus deutschen Waffenschmieden zu bestaunen. Ein Klick weiter steht Bundeskanzler Schröders Rede über die „uneingeschränkte Solidarität“. Verlinkt ist der Aufruf mit Internetseiten namens „Mehr Krieg für alle“ und „Schöner Krieg“, wo in voller Konsequenz unter anderem der „sortige Einmarsch im Irak, Iran, Syrien, Nordkorea, Venezuela und auch in anderen Ländern“ sowie „eine allumfassende Überwachung aller in Deutschland lebender Menschen“ gefordert wird. Bei Indymedia Deutschland lässt sich dazu ein unappetitliches Forum nachlesen.

Am Telefon geben sich die Veranstalter dann doch zu erkennen, auch wenn Namen geheim sind. „Wir sind unzufrieden mit der pseudopazifistischen Haltung der Bundesregierung, die täglich von den Medien verbreitet wird“, heißt es da. Wenn Joschka Fischer sich an die Spitze der Friedensbewegung stellen wolle, misstraue man dem. Willkommen bei der Spaßguerilla.

Er sei gegen den Frieden, dichtete Heinz-Rudolf Kunze in den 80er-Jahren. Denn mit mit denen, die für den Frieden seien, könne er „ums Verrecken“ nicht einer Meinung sein. Ein Jahrzehnt später näselte er jedoch: „Humor ist für Hunde.“ Dabei will es die Spaßguerilla offensichtlich nicht belassen. MAB

Mehr Infos: www.schoener-krieg.tk, www.verantwortung-jetzt.de