Gespannt auf die nächsten Ideen

betr.: „Gerichtsurteil stärkt die AOK“, taz vom 25. 1. 03, „Schmidt für Stiftung Ärztetest“, taz vom 27. 1. 03, u. a.

Alle Tage liest man neue und weniger neue Vorschläge zur Sanierung oder Reform des Krankenkassenwesens. Ein schönes Anliegen. Schade, dass mir meist nicht einleuchtet wie es nützen soll.

Die Stärkung der HausärztInnen: erst zum Hausarzt, dann zur Fachärztin. Wie soll das denn mal aussehen? Wegen der neuen Einlagen, der Brille, der Menstruationsbeschwerden, der chronischen Blasenentzündung – vielleicht auch wegen des gebrochenen Beins? – erst zum Hausarzt? Sparen nicht weniger Arztbesuche Geld? […]

Hübsch populistisch ist auch die Idee, sich gegen besondere Risiken selbst zu versichern. Zum Beispiel Skifahren, Rauchen. Aber wie soll das gehen? Und wer zieht die Grenzen? Zahle ich pro Zigarette? Und wer prüft das nach? Und wie werden beispielsweise Gesundheitsförderung und Beinbruchrisiko beim Sport verrechnet?

Richtig genial erscheint auch die Maßnahme Risikostrukturausgleich nach Morbidität. Ein Ausgleich nach Versichertenstruktur wie bislang ist ja sinnvoll. Verrechnet man aber die Krankheitsausgaben, so wäre eine Kasse, die diese per Investition in Prävention senkt, sofort pleite! Einem Wettbewerb von Konzepten würde damit effizient der Garaus gemacht. Ich bin gespannt auf die nächsten Ideen. SILKE KARCHER, Berlin

betr.: „Qualitätswettbewerb? Wenn, dann sofort“, taz vom 25. 1. 03

Nach Meinung Ihrer Kommentatorin Ulrike Winkelmann sollte der Risikostrukturausgleich (RSA) zwischen den Krankenkassen umgestellt werden: „Nur die tatsächlichen Krankheitskosten können Grundlage für die Umverteilung zwischen den Kassen sein.“ Genau das wollte und sollte der RSA gerade nicht!

Die Techniker Krankenkasse fördert unter anderem das ambulante Operieren. Warum sollte sie sich engagieren, unnötige, teure Klinikaufenthalte zu vermeiden, wenn die vermeidbaren Mehrkosten per Finanzausgleich sowieso von anderen getragen würden? So gesehen ist es mehr als kurz gedacht, nur die Umverteilungsmechanismen immer „vollkommener“ machen zu wollen und das Handeln der Kassen einzig auf niedrige Verwaltungskosten und guten Service auszurichten. Natürlich darf es keinen Wettbewerb mit allen Mitteln geben, aber der um Qualität und Effizienz ist dringend geboten, um unsere gesetzliche Krankenversicherung weiterhin bezahlbar und vor allem zukunftsfähig zu machen. Indem die Kassen vom Payer zum Player werden, wird der Wettbewerb um Wirtschaftlichkeit zur Schonung der Portemonnaies der Beitragszahler und um beste Behandlungsqualität zum Wohle des Patienten auch in die Reihen der Leistungserbringer getragen. Der Überschrift des taz-Kommentars „Qualitätswettbewerb? Wenn, dann sofort“ kann man nur zustimmen.

ROBERT JOHANN, Techniker Krankenkasse, Berlin