Verbraucherunlust gilt nicht für Erotik

Die Beate Uhse AG hat im vergangenen Jahr neue Jobs geschaffen und ihren Gewinn vor Steuern fast verdoppelt

FRANKFURT/M. taz ■ „69 – Sex up your life.“ Das aktuelle Motto der Beate Uhse AG ist (Über-)Lebenshilfe in finsteren Börsenzeiten. Denn an der gestern vorgelegten Bilanz für 2002 können sich auch frustrierte Anleger, die Aktien des noch im M-Dax notierten Erotikunternehmens besitzen, aufrichten: Bei einem um 9 Prozent höheren Gesamtumsatz von 243 Millionen Euro machte das Unternehmen 2002 17,2 Millionen Euro Gewinn vor Steuern – das ist ein Plus von 98 Prozent. Das gibt es sonst nur (wieder) bei DaimlerChrysler, wo 2002 sogar Milliarden verdient wurden – in den USA. Und da will auch Beate Uhse hin. Zukünftig soll das US-Geschäft vor allem im Versandhandel Wachstum garantieren. Schon im laufenden Jahr werde die erst 2002 neu gegründete US-Sparte zum Profit-Center avancieren, heißt es aus Flensburg. Angepeilt werde ein Umsatz von 9,9 Millionen Euro.

Die Hälfte des Gewinns will der Konzern, der 2001 keine Dividende zahlte, dieses Mal an die Aktionäre ausschütten: rund zehn bis elf Cent pro Anteilsschein. Dem Kurs der Aktie verhalfen die guten Bilanzzahlen nicht zu einem Höhenflug. Das Wertpapier wurde gestern unverändert mit 9,70 Euro notiert.

Die 1946 gegründete Beate Uhse AG gehört in Deutschland zu den wenigen Unternehmen, die im abgelaufenen Geschäftsjahr neue Mitarbeiter eingestellt haben. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 83 auf 1.256 Frauen und Männer. Der Marktführer im europäischen „Erotik-Business“ (Uhse-PR) ist in 60 Ländern der Welt mit Shops oder Versandhandelsstützpunkten präsent und betreibt „Entertainment mit erotischen Inhalten“ im Internet, über Telefonmehrwertdienste und im Fernsehen.

Noch in diesem Jahr will der Konzern eine Logistikzentrale in den Niederlanden eröffnen. Das operative Geschäft im Vorstand der Beate Uhse AG betreibt ohnehin schon sei 1999 ein Holländer: Der 54-jährige Gerard Cok, der auch Mitgesellschafter ist.

Eine Neuerung muss das Unternehmen in diesem Jahr verkraften. Im Zuge der Neuordnung der Börsenlandschaft in Deutschland wird die Beate Uhse AG wohl noch in diesem Monat aus dem von 70 auf 50 Werte verkleinerten M-Dax fliegen. Der Arbeitskreis Böresenindizes bemängelt vor allem, dass die Aktien nicht breit genug gestreut seien. „Nicht weiter tragisch“ sei das, sagte Konzernsprecherin Assia Tschernookoff gestern der taz. Man werde dann eben „ganz oben im S-Dax stehen“. Der S-Dax wird auch künftig direkt an den M-Dax anschließen und weiterhin 50 Unternehmen umfassen. Der Erotikkonzern will also lieber bei den Kleinen zu den Ersten gehören als bei den Mittelgroßen zu den Letzten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT