Zwischen Duisburg ...

... und Bottrop liegt Oberhausen: Das Metropolis zeigt Kurzfilme und Musikvideos vom dortigen Festival

Oberhausen: Ruhrpott, Rot-Weiß. Da war doch noch was?! Richtig. Das „Papas Kino ist tot“-Manifest von 1962, die Geburtsurkunde des Neuen Deutschen Films. Und? Die Kurzfilmtage, eines der bedeutendsten Festivals der Gattung. Genau, und eben diese Kurzfilmtage haben mit „Oberhausen on Tour“ ein Programm auf die Reise durch Europa geschickt, das in diesen Tagen auch in Hamburg gastiert.

Den Anfang macht „Eastern Europe“, ein heterogenes Programm Oberhausener Festivalgeschichte aus über dreißig Jahren. Tango (1980) von Zbigniew Rybzynski ist ein ebenso bildhübsch wie clever gemachter Trickfilm. Gebannt und amüsiert verfolgt man das Treiben auf der Leinwand, versucht zugleich hinter die Machart zu kommen und ist bezaubert von Witz und Oberfläche. Dafür vergab die Academy einen Oscar, wie auch für Jan Svankmajers Death of Stalinism in Bohemia (1990).

Die Sektion „International Film“ versammelt Arbeiten des vergangenen Jahres. Packt man den roten Faden, den das Programmheft ankündigt, hat man Hunde und Männer in der Hand. Etwa Männerrituale in der Umkleide: Der großartige Comme un seul homme von Jean-Louis Gonnet beobachtet ein französisches Rugby-Team direkt vorm Match. Gespannte Körper, kurz bevor sie losgelassen, aufgenommen in einer Dichte und Nähe, die gefangen nimmt. Oder der cool-verletzliche Teenie aus Spanien in En malas companias, der in der Klappe der Shopping Mall sich seine Liebhaber aufreißt. Tanzende Männer. Männer und Hunde ...

Und schließlich „German Clips“: Lange schien der Kurzfilm mit dem Genre Musikvideo nicht kompatibel, Clips im Kino undenkbar. Doch seit 1999 verleiht Oberhausen nun den MuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideo. Was endlich dem Umstand Rechnung trug, dass Clips dem Kurzfilm so manchen Anstoß gaben und geben. Und eine klasse Gelegenheit für uns, geschickte Videos endlich auf großer Leinwand zu sehen – oder überhaupt mal. Ohne Werbeblöcke und nervige Geschwätzigkeit der MTVIVA-Klone – Charlotte ist nicht gemeint, aber selbstgefällige Label-Moderatoren, die oberlaunig sich und ihre Gästelisten-Peergroup abfeiern, wie letztes Jahr beim Kurzfilmfestival erlitten. Jetzt wird alles relaxter, und das Aufgebot ist zwingend: Die Goldenen Zitronen, Sensorama, Gonzales, Rechenzentrum, Mouse on Mars, Kante, Kreidler, Ulf Lohmann ... Muss man mehr sagen? Tim Gallwitz

„Eastern Europe“: Sa + So, 21.15 Uhr; „International Film“: 12. + 13.2., 19 Uhr; „German Clips“, 12. + 13.2., 21.15 Uhr, alle Metropolis