Denken per Bleifuß

Bürgerschaft streitet über Tempo 60 auf Hauptstraßen

SPD-Verkehrsexperte Michael Dose wusste es schon vorher. Die Senatsparteien würden, so prognostizierte er den Verlauf der gestrigen Bürgerschaftsdebatte, „das hohe Lied des durchgedrückten Gaspedals“ singen, als über den seit Monaten schwelenden Plan der Innenbehörde diskutiert wurde, auf den Hauptverkehrsstraßen Tempo 60 einzuführen. CDU, Schill und FDP taten ihm den Gefallen. Schill-Mann Karl-Heinz Winkler sah in den Bedenken von SPD und GAL im Hinblick auf einen drohenden Anstieg von Unfallzahlen ohnehin nur „panikmachende Schwarzmalerei“. Man werde die Geschwindigkeit nur maßvoll anheben, sagte Winkler.

Und Klaus-Peter Hesse (CDU) packte im Gegenzug die alte Staukeule aus. Unter Rot-Grün hätten die AutofahrerInnen nur im Stau gestanden, und das sei ja noch viel unökologischer. Zudem werde, so Hesse, bei den einzelnen Straßen „genau geprüft und evaluiert, ob es mehr Unfälle gibt oder nicht“.

Für GAL-Verkehrspolitiker Jörg Lühmann ist das allerdings „ein Feldversuch, wo Menschen als Versuchskaninchen missbraucht werden“. Er wies darauf hin, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit in Hamburg ohnehin schon so hoch sei wie in kaum einer anderen europäischen Großstadt. Die Erhöhung des Tempos von 50 auf 60 führe zudem zu mehr Lärm, von dem Gefahrenpotenzial ganz abgesehen.

Die Koalitionäre konnte er damit nicht überzeugen, doch Dose stellte ohnehin fest, dass dort vermutlich „mit dem Bleifuß gedacht wird“. AHA