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Die verkrampfte Geschlossenheit der SPD

Jetzt haben sie also einen kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden, die beiden Obersozen Henning Scherf und Detlev Albers: Mit dem soften Lasst-uns-mal-drüber-reden-Slogan „Sozialdemokraten im Gespräch“ wollen sie einen leisen, lokalen Wahlkampf führen. Auf Kampagnen-Brimborium soll verzichtet werden, das Berliner Kampfgebrüll kann den Bremer Genossen gestohlen bleiben.

Es hatte beinahe etwas Komisch-Kabarettistisches, wie sich der Rot-Grün-Liebäugler Albers und die Fleisch gewordene große Koalition Scherf mit zusammengebissenen Zähnen presseöffentlich herzten. Jenseits aller Rhetorik bleibt klar: Henning Scherf rechnet fest mit einer Fortsetzung der Großen Koalition, deren „Erfolge“ er im Wahlkampf ohne Unterlass herausstellen wird. Anders denkenden Genossen, heißen sie nun Albers, Böhrnsen oder Grotheer, wird es schwer fallen, sich von der präsidialen Strategie des großen Umarmers abzusetzen.

Vernünftig ist, dass die SPD aus dem Traum von der absoluten Mehrheit erwacht ist. Die Parteispitze hat erkannt, dass sie darum wird kämpfen müssen, überhaupt wieder den Bürgermeister stellen zu dürfen. Scherf wird dafür sein Gewicht, seine Popularität in die Waagschale werfen. Sollte es dann nochmal reichen, wird er seiner Partei die Rechnung präsentieren: die große Koalition. Markus Jox

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