Im Visier Colin Powells

Bei der Gruppe Ansar al-Islam in Irakisch-Kurdistan sollen angeblich die Drähte zwischen al-Qaida und Saddam Hussein zusammenlaufen

BERLIN taz ■ Als US-Außenminister Colin Powell in seiner Rede vor der UNO erneut eine Verbindung zwischen radikalen Islamisten im Nordirak, al-Qaida und Saddam Hussein herstellte, machte er dies an dem angeblichen Bindeglied Abu Musab al-Zarqawi fest. Entsprechende Berichte sind seit einigen Monaten im Umlauf, fest steht aber nur, dass al-Zarqawi Mitglied der islamistischen Internationale in Afghanistan war. Nach dem 11. September 2001 soll al-Zarqawi alias Ahmed al-Kalyalah in mehreren Ländern des Mittleren Ostens und in Georgien aufgetaucht sein. Aus Jordanien, wo er als Drahtzieher des Mordes an dem US-Bürger Lawrence Foley gilt und für Anschläge in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, stammt der Hinweis, dass ihm im vergangenen Jahr in Bagdad ein Bein amputiert wurde.

In europäischen Geheimdienstkreisen gilt al-Zarqawi als ein Topmann von al-Qaida. Wiederholt hat man ihn mit geplanten Rizin- und Zyanidanschlägen in Zusammenhang gebracht. Stoffe, mit denen auch die im Nordirak ansässige Gruppe „Ansar al-Islam“ ( „Helfer des Islam“) experimentieren soll.

Ansar al-Islam hat sich in Biyara und umliegenden Dörfern nahe dem Marktflecken Khurmal im irakisch-iranischen Grenzgebiet festgesetzt, wo sie ein den Taliban vergleichbares Regime führt. Das bergige Gebiet ist seit Jahren Refugium für radikale kurdische Islamisten, aber auch für arabische Afghanistan-Veteranen und Al-Qaida-Kämpfer. Irakisch-Kurdistan ist de facto autonom und untersteht nicht der Kontrolle Bagdads. Biyara liegt jedoch außerhalb der Flugverbotszone im Nordirak.

In Kurdistan tauchte al-Zarqawis Name erstmals im Herbst auf. Nach einem Tipp aus Syrien sei es gelungen, Zarqawi als Drahtzieher hinter einem Anschlag auf den Regierungschef der „Patriotischen Union Kurdistans“ (PUK) im vergangenen April auszumachen, sagt ein Sprecher der Organisation. Beim PUK-Geheimdienst gilt Biyara als Kommandozentrale der al-Qaida im Nahen Osten. Unter festgenommenen Ansar-Kämpfern, mit denen die taz sprach, galten indes andere Männer als Saddams Verbindungsleute: Abu Wa’il, Abu Zubair und Ali Wali, ein irakischer Exsoldat, der im Umgang mit C-Waffen geschult sein soll. Sie tauchten in Powells Bericht ebenso wenig auf wie Ansar-Chef Mullah Krekar, der im Januar nach viermonatiger Haft in Holland nach Norwegen abgeschoben wurde, wo er seit 1994 Asyl genießt. INGA ROGG