Krawalle in Nordisrael

In der israelischen Hafenstadt Akko dauert religiös und ethnisch motivierte Gewalt an. Polizei im Großeinsatz

JERUSALEM taz ■ Trotz eines demonstrativen Polizeiaufgebots in der Stadt kommt Akko nicht zur Ruhe. Fast 1.000 Beamte versuchen die verfeindeten Gruppen auseinanderzuhalten, errichten Straßenblockaden und Kontrollpunkte oder patrouillieren durch die am Mittelmeer gelegene nordisraelische Kleinstadt. Jüdische Radikale verbreiten per SMS Boykottaufrufe, seit ein arabischer Autofahrer am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur durch die leergefegten Straßen fuhr. Beide Seiten hetzen im Internet gegeneinander: „Araber von Akko, haut ab in die Dörfer“, oder: „Hitler hatte recht. Nur schade, dass er seine Arbeit nicht zu Ende brachte.“

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Steinwürfen und Brandsätzen gegen Autos und Läden finden fast immer in der Nacht statt. „Die Polizei reagiert zu zögerlich“, schimpft Scharon Dahan, Sprecher der Stadtverwaltung. Nur „massive Verhaftungen“, so glaubt er, könnten der Gewalt ein Ende machen. Die Auseinandersetzungen würden zusätzlich angeheizt von den Religionsführern auf beiden Seiten und Politikern, die „die Entwicklungen skrupellos für ihre eigene Agenda missbrauchen“, meint Dahan.

Das friedliche Miteinander von Juden und Arabern in Akko ist nicht gerade leichter geworden, seit in der Stadt Berufssoldaten angesiedelt wurden und eine Jeschiwa für fromme Pflichtsoldaten, die Armeedienst und Thorastudium kombinieren. Die jungen Männer sind ausnahmslos nationalreligiös eingestellt. Die arabischen Bürger fühlen sich durch die intensivierte Ansiedlung radikal eingestellter Juden einmal mehr vor den Kopf gestoßen.

SUSANNE KNAUL