„Hauptsache, man spielt gut“

Am Sonntag steht der deutsche NBA-Profi Dirk Nowitzki (24) zum zweiten Mal im All-Star-Team des Westens. Danach strebt er mit den Dallas Mavericks die Meisterschaft an

taz: Herr Nowitzki, Sie stehen am Sonntag in Atlanta zum zweiten Mal im All-Star-Team des Westens, die Dallas Mavericks sind derzeit das stärkste Team der NBA, bei der letzten Weltmeisterschaft wurden sie zum besten Spieler gewählt. Was bleibt da noch an weiteren Zielen?

Dirk Nowitzki: Als ich in der NBA angefangen habe, dachte ich, es wäre das Größte, einmal im All-Star-Spiel mitzuspielen. Das habe ich letztes Jahr schon erreicht. Jetzt will ich den Titel.

Sie glauben wirklich, dass das dieses Jahr schon klappen kann?

Klar, wir spielen, um die Meisterschaft zu holen.

Woher nimmt die Mannschaft dieses Selbstbewusstsein?

Seit wir in der vergangenen Saison im Conference-Finale waren. An der Schlappe gegen Sacramento haben wir allerdings noch immer zu kauen. Und auch dieses Jahr ist Sacramento wieder das Team, das es zu schlagen gilt.

Zuletzt lief es nicht mehr ganz so rund, es gab ein paar bittere Niederlagen.

Wir hatten ein Tief und uns hat vorübergehend ein wenig die Energie gefehlt. In der NBA muss man immer topfit sein. Dazu kommt, dass wir am Saisonbeginn mit unserer neuen Zonendeckung die anderen Mannschaften überrascht haben. Jetzt fangen sie an, sich darauf einzustellen.

Sie sind längst einer der großen Stars der Mavericks. Im Vergleich zur letzten Saison: Wo konnten Sie persönlich sich noch verbessern?

Ich bin gar nicht viel besser geworden. Ein wenig erfahrener vielleicht.

Das heißt, Sie sind als Spieler ausgereift?

Nein, noch lange nicht. Mein Passspiel kann noch viel besser werden, und ein besserer Verteidiger kann ich auch noch werden. Im nächsten Sommer gibt es wieder viel zu tun.

Da trainieren Sie dann wieder mit Ihrem Heimtrainer in Deutschland, Holger Geschwindner.

Holger kennt mich gut und ihm fällt immer wieder etwas ein, um Abwechslung in die Profi-Routine zu bringen, damit man nicht einrostet und sich weiterentwickelt. Vergangenes Jahr haben wir beispielsweise Fechten trainiert, damit meine Sensibilität für die Verteidigung besser wird.

Texas, wo Sie leben, ist die Heimat von George Bush und gilt als reaktionär und rückständig. Stört Sie das?

Ich kenne nicht viele Texaner. Ich habe ja meistens mit den anderen Spielern und ihrem Bekanntenkreis zu tun – und da ist kein Texaner dabei.

Die Deutschen sind in Amerika wegen ihrer Anti-Bush-Haltung derzeit nicht besonders beliebt. Bekommen Sie das zu spüren?

Zum Glück bislang nicht. Politik interessiert mich nicht. Wenn man auf dem Platz steht, ist es egal, woher man kommt, ob aus China wie Yao Ming oder aus Deutschland, wie ich. Hauptsache, man spielt gut.

Spielen Sie für die deutschen oder für die amerikanischen Fans?

Ich spiele für alle Fans. Ich werde dafür bezahlt, eine gute Show zu bieten auf dem Platz. Wir spielen im Moment einen sehr attraktiven Basketball und die Hallen sind immer voll.

Aber Sie sind der deutschen Nationalmannschaft treu geblieben, anders als etwa Detlef Schrempf.

Detlef war schon über 30 am Schluss und die Doppelbelastung NBA und Nationalmannschaft ist groß. Ich mache das auch nicht mehr ewig, aber ich möchte einmal zu den Olympischen Spielen.

Das heißt, Sie planen mit der Nationalmannschaft bis 2004?

Im Moment, ja.

Sie haben in Deutschland einen noch nie da gewesenen Basketball-Boom ausgelöst, bekommen Sie das mit?

Nein, das bekomme ich nicht mit. Ich finde es gut, wenn der Basketball populär wird, aber ich glaube nicht, dass das an meiner Person liegt. Das war die Mannschaftsleistung bei der WM.

Ziehen Sie wieder nach Deutschland, wenn Ihre Karriere vorbei ist?

Im Moment fühle ich mich noch als Deutscher und nicht als Amerikaner. Aber ich bin noch jung und ich will noch zehn, zwölf Jahre in der NBA spielen. Wer weiß, was da passiert.

INTERVIEW: SEBASTIAN MOLL