Das Samstagabendfieber der ARD

Die ARD-Unterhaltung krankt weiter: Nachdem die Experimentiershow „Was passiert, wenn ...?“ mit Thomas Elstner abgesetzt wurde, ruhen die Hoffnungen wieder auf Jörg Pilawa und Papa Frank. Beide sprechen aber nur ältere Zuschauer an

Das größte Problem der ARD-Unterhaltung ist das stolze Alter der Zuschauer Frank Elstner ist nun mal kein Günther Jauch – geschweige denn ein Superstar

von HEIKO DILK

Ach, die Samstagabend-Unterhaltung in der ARD. Krise? Gab es im letzten Jahr. Günter Struve erklärte sie im Herbst für beendet. Schließlich kämen ja drei neue Samstagabendshows ins Programm. „Rekordfieber“ mit Jörg Pilawa, „Verstehen Sie Spaß?“ neu renoviert und mit Frank Elstner. Und natürlich „Was passiert, wenn …?“, mit noch einem Elstner – mit Junior Thomas.

Ein Drittel der Krise ist jetzt wieder da, denn „Was passiert, wenn …?“ ist wieder weg. Drei Folgen gab es. Aber es schauten weniger als 4 Millionen zu. Dafür gab es gute Gründe, denn weder die Show funktionierte besonders gut noch Thomas Elstner als Moderator. Für den dürfte das besonders hart sein, denn er produzierte die Sendung mit der eigenen Firma Format.E. Jetzt darf er noch „Menschen der Woche“ (SWR) und Teile von „Verstehen Sie Spaß?“ produzieren. Zum Glück werden beide vom Vater moderiert.

Der kam in seinen beiden ersten Ausgaben von „Verstehen Sie Spaß?“ auf rund 6 Millionen Zuschauer. „Es wäre schön, wenn die dritte Show auch in dem Bereich landet“, sagt Burchard Röver, Sprecher der ARD-Programmdirektion, vor der Sendung am 1. Februar. Wäre schön. Das klingt nicht sehr ambitioniert. Tatsächlich lag die Quote nur bei 4 Millionen – kein Wunder bei dieser Konkurrenz: Günther Jauch und die „Superstars“. Anders als gegen „Wetten dass …?“ traut RTL sich durchaus diese Formate gegen „Verstehen Sie Spaß?“ zu platzieren.

Doch das größte Problem der ARD-Unterhaltung ist ohnehin das stolze Alter der Zuschauer am Samstagabend. Frank Elstner ist nun mal kein Günther Jauch – geschweige denn ein Superstar. Wie beliebt er in der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist, ist zwar nicht umfassend erforscht, doch so wie Jauch vereint ohnehin niemand alle Altersgruppen.

„Es ist auch nicht unser Anspruch, am Samstagabend die jungen Zuschauer abzugreifen“, sagt Röver. Programm für die ganze Familie wolle man am Samstagabend machen. Und was da so im Ersten laufe, habe ja durchaus ein Publikum. Das stimmt. Hartgesottene Fans zum Beispiel, die sich ein ums andere mal schunkelnde Feste der Volksmusik antun. Es gibt zwar noch „Rekordfieber“, aber auch Pilawa ist nach einer Umfrage von „TV Today“ aus dem vergangenen Jahr eher Liebling der Älteren.

„Was passiert, wenn …?“ wäre da eigentlich genau richtig gewesen. Die Show wollte auch jüngere Zuschauer ansprechen. Dort sollten Kandidaten einschätzen, was bei bestimmten ungewöhnlichen Experimenten geschieht. Was tatsächlich wissbegierigen vorpubertierenden Jungs entgegenkam. Und auch erwachsene Jungs und Mädchen hätten sich durchaus für die Show begeistern können, wenn sie konsequenter umgesetzt worden wäre.

Reiner Matheis, als Unterhaltungschef des SWR verantwortlich für die Show, sagt: „In der heutigen Wettbewerbssituation braucht man bei einem neuen Format natürlich Geduld.“ Er hält „Was passiert, wenn …?“ jedenfalls weiter für ein „Erfolgsformat“. Dessen Schwachpunkte kennt er allerdings auch: Der Rateblock müsse mehr wie ein wissenschaftliches Experiment funktionieren, sagt er. Die Fragen hätten exakter gestellt, die auflösenden Filme exakter gedreht werden müssen.

Das sind tatsächlich genau die Dinge, die an „Was passiert wenn …?“ nervten. So waren beispielsweise bei einem Pistolenexperiment (Was passiert, wenn man eine Pistole in einem Wasserbecken abschießt?) mangels Hochgeschwindigkeitskamera nur blubbernde Bläschen zu sehen. Außerdem bestimmten häufig völlig unbekannte Variablen den Ausgang der Experimente und machten die Einschätzung zur Glückssache.

Matheis sagt, man müsse jetzt eigentlich genau analysieren und neue Sendungen vorbereiten, ohne Zeitdruck, wie bei den drei gelaufenen Folgen. Zumindest bei der ARD macht niemand mehr Druck. „In diesem Jahr wird das Format in der ARD nicht wieder zu sehen sein“, sagt Röver.

Dafür wird Elstner senior weiterhin mit „Verstehen Sie Spaß?“ wie gewohnt prominente und weniger prominente Leute veralbern, und die dürfen zeigen, wie prächtig sie über sich selbst lachen können. Das werden zwar in erster Linie ältere Zuschauer sehen. Aber vielleicht ist das ja eine gute Strategie. Wo das ZDF doch gerade mit Formaten wie „Bravo TV“ zum Jugendsender mutiert. Da könnte ja die ARD die frei werdende Nische als Seniorensender besetzen.