Altern ohne Mordshormone

Internationale Tagung zu Wechseljahrsbeschwerden will Alternativen zu Hormongaben diskutieren

Menopause – ein Thema, auf das viele mit abwehrendem Grinsen reagieren, während andere damit dicke Geschäfte machen. Allein in Deutschland nehmen geschätzte viereinhalb Millionen Frauen Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden wie starke Hitzewallungen, Schwindel und Konzentrationsprobleme: eine einfache, vergleichsweise kostengünstige Behandlung, die heute jedoch mehr denn je in Verruf ist. Denn im Mai hatten die nationalen US-Gesundheitsinstitute eine Studie an 16.000 Frauen mit einem Östrogen-Gestagen-Präparat des US-amerikanischen Herstellers Wyeth abgebrochen, der mit Produkten gegen Wechseljahrsbeschwerden im vergangenen Jahr rund zwei Milliarden Dollar Umsatz gemacht haben soll. Grund: Gefährliche Nebenwirkungen. Nun drängt die Frage: Was tun? Darauf soll jetzt ein Bremer Kongress neue Antworten geben.

„Wechseljahre aus multidisziplinärer Sicht“ heißt eine international besetzte Tagung, die vom 21. bis zum 23. Februar an der Universität Bremen stattfinden wird. Die Gruppe der VeranstalterInnen, das Forum Frauengesundheit, das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) und das Zentrum für Public Health an der Uni Bremen, gehören traditionell zur eher hormonkritischen Fraktion, die seit Jahren nach Alternativen zur so genannten Hormonersatztherapie sucht. „Mit ausschlagebend für diesen Kongress waren vor allem die alarmierenden Ergebnisse der Hormonstudie, die das BIPS im Jahr 2000 vorgelegt hat“, sagt Ingeborg Jahn vom BIPS. Die kassenfinanzierte Studie hatte einen deutlichen Zusammenhang zwischen langer Hormoneinahme und erhöhtem Krebsrisiko ergeben. Bekannt ist, dass deutsche Frauen im europäischen Vergleich bei Wechseljahrsbeschwerden sehr häufig mit Hormonen behandelt werden.

„Das Besondere an dieser Tagung ist die Interdisziplinarität“, sagen die VeranstalterInnen. Drei Tage lang wollen sie sowohl die wissenschaftlichen Grundlagen der Hormonsubstitution als auch naturheilkundliche, psychologische und ernährungsphysiologische Umgangsweisen mit möglichen Wechseljahrsbeschwerden diskutieren.

„Wir müssen aber auch mal festhalten, dass ein Drittel aller Frauen überhaupt keine Wechseljahrsbeschwerden hat“, sagt Jahn. Mehr denn je sei ein neuer Umgang mit dem Thema gefordert – weg von der Medikalisierung und hin zu einer genau abgestimmten Behandlung.

Am Ende der Veranstaltung, die als ärztliche Weiterbildung anerkannt ist, soll eine „Bremer Erklärung“ stehen – ein Leitfaden für einen neuen medizinischen Umgang mit der Lebensphase Menopause. „Darin könnten auch Forderungen an die Krankenkassen enthalten sein“, sagt Jahn. Denkbar sei, dass andere Behandlungsformen stärker in den Vordergrund gestellt werden müssten, die dann auch von den Krankenkassen bezahlt werden müssten. ede

Weitere informationen unter www.wechseljahre.uni-bremen.de