alle für den frieden (2)
: Falken unter den Tauben

Sozialistische Security

91 Prozent der Deutschen sind gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

In Deutschland sind sogar die Falken für den Frieden. Wenn am kommenden Samstag die große Friedensdemonstration stattfindet, regeln sie den Backstage-Bereich: „Wir sind als Ordner tätig“, erklärt Jan Winkelmann, Vorsitzender der Berliner Falken. Eine Art sozialistische Security in blauen Hemden und roten Halstüchern. Ob die Falken sich auch eine Friedenstaube anstecken werden, wissen sie noch nicht.

International gilt der Greifvogel als Synonym für das Gegenteil eines Politikers, der Frieden will. „Falken“ sind Hardliner, Scharfmacher, ja sogar Kriegstreiber. Im aktuellen Konflikt spielen vor allem Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice die Rolle der „Hawks“ im Kabinett von George W. Bush. Hingegen gilt Außenminister Colin Powell als „Dove“: als Friedenstaube.

Falken heißen in „Old Europe“ hingegen traditionell die Kinderorganisationen der Arbeiterbewegung. Der Name kam zuerst auf im tschechischen Arbeitersport, der sich auch gegen die österreichische Fremdherrschaft wandte. „Sokol“ heißt Falke und erhielt dort seit der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei 1918 eine zunehmend nationalistische Bedeutung. In Deutschland blieben die Falken internationalistisch. Heute ist der Jugendverband „Sozialistische Jugend Deutschlands –Die Falken“ nur noch „parteinah“ und gehört nicht mehr offiziell zur SPD. Aber selbst die Mutterpartei ist ja diesmal für den Frieden. R.A.

Morgen: „Make Music Not War“ – MTV funkt Frieden